Berlin, 13.08.2025 –

Seit dem 7. Oktober 2023 wurden laut Vereinten Nationen mindestens 242 Journalist*innen in Gaza getötet. Das ist mehr als in jedem anderen bewaffneten Konflikt, den die UN je dokumentiert hat. Unter den jünsten Toten: Anas Al Sharif, Reporter für Al Jazeera, der mit seiner Arbeit die Weltöffentlichkeit über das Geschehen im Gazastreifen informierte. Er wurde am Sonntag durch einen gezielten Luftschlag in einem für Journalist*innen eingerichteten Zelt vor dem Al-Shifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt getötet. Gemeinsam mit fünf seiner Kollegen.

Die Israel Defense Forces (IDF) behaupten, Al Sharif habe eine Hamas-Einheit angeführt. Al Sharifs Arbeitgeber und internationale Journalist*innenverbände bestreiten diese Vorwürfe und die IDF legte keine Belege für ihre Behauptung vor. Menschenrechtsorganisationen und internationale Beobachter weisen darauf hin, dass derartige Vorwürfe regelmäßig als Vorwand dienen, um besonders sichtbare und unbequeme Journalist*innen zu diskreditieren. Al Sharif selbst hatte in einem Statement kurz vor seinem Tod über die Drohungen berichtet, die er wegen seiner Berichterstattung erhielt – nun ist er tot.

Gezielte Tötungen von Medienschaffenden sind nicht nur Kriegsverbrechen – sie sind ein direkter Angriff auf das Fundament internationaler Standards und jeder Rechtsstaatlichkeit. Wer unabhängige Stimmen ausschaltet, zerstört die Möglichkeit, Verbrechen zu dokumentieren und Machtmissbrauch aufzudecken. Dass in Gaza inzwischen ganze Medienhäuser ausgelöscht wurden, während die meisten ausländischen Journalist*innen keinen Zugang zum Gaza-Streifen erhalten, ist ein Schlag gegen die Pressefreiheit, wie ihn die Welt seit Jahrzehnten nicht gesehen hat.

„Dieser beispiellose Angriff auf Journalist*innen zeigt, wie wenig sich die israelische Regierung und die IDF um rechtsstaatliche Grundprinzipien scheren“, erklärt der Geschäftsführende Ausschuss von Bündnis 90/Die Grünen Friedrichshain-Kreuzberg. „Pressefreiheit ist nicht verhandelbar. Wer sie angreift, greift uns alle an.“

Wir sagen klar: Es reicht! Die Bundesregierung darf nicht länger schweigen, wenn Journalist*innen gezielt getötet werden. Wir fordern eine unabhängige internationale Untersuchung, ein sofortiges Ende der Angriffe auf Medienschaffende und klare politische Konsequenzen für jede Regierung, die Pressefreiheit mit Füßen tritt.

Denn ohne Pressefreiheit gibt es keine Demokratie. Und ohne die Stimmen derer, die das Grauen dokumentieren, triumphieren Krieg, Lüge und Straflosigkeit.