Jedes Kind hat in Berlin ab dem ersten Geburtstag das Recht auf einen Kitaplatz. Für viele Eltern, gerade auch Alleinerziehende, ist dieser von existentieller Bedeutung. Wir Grünen im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg setzen uns konsequent für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein. Als das Bezirksamt 2007 feststellte, dass die Kinderzahlen im Bezirk entgegen der damaligen Prognosen stiegen, reagierte es direkt mit einem massiven Ausbau der Betreuungsplätze für Kinder in Kindertagesstätten und in der Kindertagespflege. So wurden in den letzten zehn Jahren 5.000 zusätzliche Kitaplätze geschaffen. 170 Kitaträger betreiben insgesamt 277 Kitas, hinzu kommen 99 weitere Tagespflegestellen in denen insgesamt 14.760 Kinder betreut werden. Im Vergleich zum Jahr 2007 hat der Bezirk einen Zuwachs von 50 Prozent mehr Kindern im Betreuungsalter zu verzeichnen. In Planungsabstimmung mit den Trägern in den nächsten Jahren sollen weitere 1.430 Tagesbetreuungsplätze entstehen. Wir können die Sorgen der betroffenen Eltern nachvollziehen und das Bezirksamt bemüht sich um schnelle Lösungen, die leider nicht immer sofort parat sind. Das hat ganz unterschiedliche Gründe. Warum unser Bezirk auch in dieser Hinsicht etwas Besonderes ist und uns deshalb auch in Sachen Kinderbetreuung vor spezielle Herausforderungen stellt, wollen wir anhand der folgenden Gründe erläutern.

Der Kinderbetreuungsbedarf stieg in den letzten 10 Jahren um 50%

Immer mehr Kinder im Kindergartenalter leben in Friedrichshain-Kreuzberg. Im Vergleichsraum zwischen 2010 bis 2016 kamen 1.709 mehr Kinder unter sechs Jahren hinzu. Die Gesamtzahl der Kinder mit Förderanspruch im Bezirk lag 2016  bei 17.814. Die meisten Eltern nehmen das Förderungsangebot in Form eines Kitaplatzes in Anspruch beziehungsweise warten auf einen. Wurden am 31.1.2007 noch 9.870 Kinder in Kindertagesstätten und Kindertagespflege in Xhain gefördert, erhöhte sich die Anzahl auf ca. 14.760 Kinder zum 30.06.2017. Das macht in den letzten zehn Jahren einen Anstieg um mehr als die Hälfte.

Hoher Fachkräftemangel: Es gibt zu wenig Erzieher*innen

Auch die Kitas in Friedrichshain-Kreuzberg sind vom Fachkräftemangel in der Kinderbetreuung betroffen. Es gibt einige Kitas die gern noch weitere Gruppen einrichten würden und die Räumlichkeiten dazu hätten, aber schlichtweg kein Personal finden. Der Bedarf wird auch bei weitem nicht durch den Einsatz von Quereinsteiger*innen gedeckt. Berufe im sozialen Bereich sind aufgrund der schlechten Bezahlung und der oft überdurchschnittlichen Belastung für viele unattraktiv. Wir sind überzeugt, dass diese untragbare Situation nur dann gebessert wird, wenn die sozialen Berufe mehr Wertschätzung in unserer Gesellschaft und das auch in finanzieller Hinsicht, erfahren. Erzieher*innen müssen endlich besser bezahlt werden.

Xhain betreut rund 1.100 mehr Kinder aus anderen Wohnorten als die anderen Bezirke

Der Kitagutschein ermöglicht Eltern die freie Wahl eines Kitaplatzes und zwar wohnortunabhängig. Wahlfreiheit – auch im Bezug auf Erziehungsstil, Ernährung und Sprachen in den Kitas– ist erst mal eine gute Sache. Eltern können sich unabhängig vom eigenen Wohnort auf die Suche nach einem Kinderbetreuungsangebot machen, wie zum Beispiel in der Nähe ihres Arbeitsplatzes. Auf der anderen Seite werden innerstädtische Bezirke durch die hohe Nachfrage überdurch-schnittlich stark belastet. Unterm Strich heißt das: Die Kindertagesstätten in Xhain betreuen rund 1.100 mehr Kinder aus bezirksfremden Wohnorten, als andere Bezirke (Stand Ende 2016).

Viele junge Familien ziehen nach Friedrichshain-Kreuzberg

Der bunte Bezirk ist für Menschen jeglichen Alters und jeglicher Lebensweise attraktiv und stellt für viele Familien ein Zuhause dar, in dem sie frei und selbstbestimmt leben können. Und so kommt es, dass nicht nur viele Berliner*innen sich bevorzugt nach einer Wohnung in Friedrichshain-Kreuzberg umsehen, sondern es Familien aus ganz Deutschland in den belebten Bezirk zieht. Die Zahl der zusätzlichen Kinder, die auf einen Kitaplatz angewiesen sind, steigt somit deutlich.

Es gibt keine freien Baugrundstücke für Modulbau-Kitas

Friedrichshain-Kreuzberg hat ein Platzproblem. Um die Modulbauvorhaben der Senatsverwaltung für Kitas zu unterstützen, setzte der Bezirk wochenlang alle Hebel in Bewegung, um freie Baugrundstücke zu finden und benannte schließlich zwei, die nach reichlicher Prüfung dann allerdings nicht geeignet waren. Das Vorhaben, freie Flächen im jüngsten und am dichtesten besiedelten Bezirk Berlins auszumachen, gleicht einer echten Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Das liegt unter anderem auch daran, dass die Bezirke in den 2000er Jahren aufgrund der damaligen Senatspolitik viele ihrer Grundstücke an das Land abgeben mussten, die dann häufig verkauft wurden und so kaum noch über eigene ungenutzte Flächen verfügen.

Die Mietpreisentwicklung auf dem freien Immobilienmarkt bedroht die Kindertagesstätten

2016 sind aufgrund der dramatischen steigenden Mieten allein in unserem Bezirk 55 Kita-Plätze weggefallen, die der Bezirk kompensieren musste. Aktuell liegen uns kurzfristig Meldungen von fünf Trägern mit fast 100 Plätzen vor, deren Standorte als unsicher eingestuft werden. Und die Chancen freie Räumlichkeiten zu finden und diese dann auch finanzieren zu können, bei Mieten bis zu 17 Euro warm pro Quadratmeter, stehen gleich Null.

Um in Zukunft ein stabiles und bedarfsgerechteres Angebot an Tagesbetreuungsplätzen für Kinder in Friedrichshain-Kreuzberg anzubieten, sind folgende Voraussetzungen unverzichtbar:

Der Fachkräftebedarf muss bei den Trägern gesichert werden
Die Träger von Kita-Einrichtungen müssen höhere Mittelzuweisungen für die Finanzierung der Mieten bekommen
Xhain muss durch Tagesbetreuungsangebote der angrenzenden Bezirke entlastet werden
Weitere Ausbauplanungen müssen bedarfsgerecht gefördert werden

 

Das von uns klar gesetzte Ziel, allen Kindern mit Bedarf einen Kitaplatz in Xhain anbieten zu können, wird vor dem Hintergrund der genannten Hürden eher ein Marathon, als ein Sprint. Wir wissen jedoch um die Dringlichkeit dieses Themas und die Nöte der Betroffenen. Deshalb kämpfen wir zusammen mit unserer grünen Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann für kurzfristige Lösungen und Maßnahmen für mehr Kinderbetreuungsangebote.

Gemeinsam für ein familienfreundliches Friedrichshain-Kreuzberg!

 

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Mehr Informationen zu diesem Thema hier Faktencheck: Kitaplatzausbau
(Offizielle Pressemitteilung vom Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg am 19.01.2018)

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