Bunt-Grün ist das bundes- und parteiweite erste Empowerment Netzwerk für People of Colour und Schwarze Menschen (B/PoC*) innerhalb der Grünen Partei.
Wir haben uns 2013 innerhalb der Grünen Partei als Graswurzel-Netzwerk gegründet. Was uns von Anfang an geeint hat, war die Überzeugung, beim Bündnis 90/Die Grünen unsere politische Heimat gefunden zu haben. Jedoch erlebten wir in vielen politischen Räumen, dass die rassismuskritische Perspektive als Querschnittsthema in Diskussionen und Vorträgen zu Politikfeldern, wie Wohnungs-, Sozial- und Bildungspolitik, aber auch Umwelt- und Klimapolitik, fehlte.
Deswegen richten wir seit Beginn unseres grünen Engagements den kritischen Blick nicht nur auf gesellschaftliche Ungleichverhältnisse, sondern auch auf innerparteiliche Strukturen: Wir engagieren uns für die gerechte Repräsentation von rassistisch diskriminierten Menschen (B/PoCs*) auf allen Ebenen der Partei. Wir haben dafür am 2. Dezember 2017 den Antrag „Plural nach vorn“ mitinitiiert und miterarbeitet, mit dem erstmals in einer Partei ein umfassendes Maßnahmenpaket für mehr Diversität innerhalb der Partei beschlossen wurde. Darunter eine unserer wichtigsten Forderungen, dass der Anteil von Menschen mit sog. Migrationshintergrund bis 2021 dem Anteil der Berliner Bevölkerung angepasst werden muss (z.Z. 31%).
Wir arbeiten nun seit mehr als sechs Jahren sehr erfolgreich daran, B/PoCs als aktive Mitglieder für die Grünen zu gewinnen und zu empowern. Konkret bieten wir zum einen Schutzräume für den Austausch über Diskriminierungserfahrungen innerhalb und außerhalb der Partei. Zum anderen unterstützen wir Grüne of Colour, bei den Grünen anzukommen und langfristig verantwortungsvolle Aufgaben in Ämtern oder durch Mandate zu übernehmen. Außerdem erarbeiten wir gemeinsam Positionen, die wir auf vielfältige Weise in den Meinungsbildungsprozess der Partei einbringen, und vermitteln Expert*innen of Colour als Referent*innen, um unsere Perspektive sichtbar zu machen und vertreten zu wissen.
Unser Fokus liegt zwar auf Repräsentation und Empowerment von B/PoCs, dabei bleibt aber unser Netzwerk offen für alle Menschen, die sich für rassismus- und machtkritische sowie postkoloniale Perspektiven interessieren! Unser Ansatz ist menschenrechtsbasiert, macht- und rassismuskritisch und intersektional; uns ist es bewusst, dass es Mehrfachdiskriminierungen gibt. Für uns wird Feminismus beispielsweise nicht ausschließlich von weißen Frauen geprägt; in feministischen Debatten muss auch über Deutungshoheiten verhandelt werden.
Wir als Bunt-Grün hatten die Idee – eine Vision – von einer gerechten Repräsentation und es erfüllt uns mit großer Freude, dass wir zu einer Bewegung gewachsen sind, die nun viel Unterstützung innerhalb der Partei bekommt und viele Verbündete innerhalb und außerhalb der Partei gewonnen hat. Auch freuen wir uns auf jede weitere Person, die Teil unseres Netzwerks werden möchte (Mail an: bunt@gruene-berlin.de).
*Beide Begriffe (Schwarz/Black & People of Colour) sind politische Selbstbezeichnungen von und für Menschen, die über einen geteilten Erfahrungshorizont in einer mehrheitlich weißen Gesellschaft verfügen und ähnliche Rassismus- und Ausgrenzungserfahrungen machen. So unterschiedlich auch ihre Lebensrealitäten sein mögen, so verbindet diese Gruppe kollektive Zuschreibungen des „Andersseins“. Schwarz wird in diesem Zusammenhang immer mit großem S geschrieben, um die sozial konstruierte Zuschreibung und gesellschaftliche Position von Menschen, die von Rassismus betroffen sind, hervorzuheben und beschreibt damit keine „biologische“ Eigenschaft.
Filiz Keküllüoğlu und Deniz Yıldırım, Co-Sprecherinnen von Bunt-Grün für den Stachel September 2019