Es ist oft schwer auszuhalten dieser Tage. Da latschen Querdenker*innen und Coronaleugnende neben Nazis und Reichsbürger*innen fröhlich durch die Gegend und fordern ihre Egorechte, während in den Krankenhäusern täglich Menschen an Covid 19 sterben oder um ihr Leben kämpfen. Dabei führen einige ihre Kinder wie Schutzschilde vor sich her, dass man sich fragt, ob das nicht Fälle für den Kinderschutz sind. Die Sahne auf dem Törtchen ist die freundliche Polizeieskorte, von der linke Demos nur träumen können.
Demokratisch gewählte Abgeordnete werden von „Gästen“ der AfD im Bundestag angepöbelt und bedrängt, in den Social Media fallen die letzten Hemmungen, in den Öffentlichen grölen Flashmobs von Maskenverweiger*innen.
Unterbezahlte Pflegekräfte schuften bis zum Umfallen und setzen ihre eigene Gesundheit aufs Spiel. Als Dank gibt’s Klatschen vom Balkon und Merci-Schokolade.
Für Hygienekonzepte an Schulen braucht es Wochen, während viele Kinder aus finanziell schwachen Familien ohne die notwendige Technik oder zum Lernen geeignete Rückzugsräume im Heimunterricht hinten anstehen. Das Thema Digitalisierung würde ’ne extra Kolumne brauchen. Inzwischen dürfen wenigstens alle wieder gemeinsam in gut belüfteten Klassenzimmern frieren lernen.
Risikogruppen verzichten seit Monaten auf soziale Kontakte. Alte Menschen sterben allein ohne ihre Angehörigen in Pflegeheimen. Die Konsument*innen treffen sich weiterhin, wie es ihnen gefällt.
Künstler*innen, Gastronom*innen und kleine Betriebe kämpfen um ihre Existenz. Währenddessen machen sich Profiteure wie Amazon & Co. die Taschen voll und Zalando schreit vor Glück. Während viele ihre Mieten nicht mehr zahlen können, lehnen sich Vermieter*innen zurück, ,denn kündigen und zahlungskräftigere Neumieter*innen finden läßt sich so um so besser.
Corona bringt die Ungerechtigkeiten unserer vermeintlichen Wohlstandsgesellschaft brutal ans Licht.
Man möchte denen, die nur noch quer- statt geradeaus denken, zurufen: Lebt euren Egoismus gefälligst Hause aus.
Es gibt zu denken, wieviel Demokratie aushalten muss, wenn das Parlament „gestürmt“ wird, Auflagen wieder und wieder missachtet werden und der ein oder die andere Ordnungshüter*in offen mit dem Mob sympathisiert.
Und wem nützt es, wenn nun plötzlich Pflegekräfte und Kassierer*innen als systemrelevante Berufe erkannt werden, wenn sich für die Arbeitenden in diesem System unterm Strich doch nichts geändert hat?
Vergeigt haben es auch so richtig die Kultusminister*innen. Deren Konzeptlosigkeit und zögerliches Handeln müssen Kinder und Lehrkräfte seit Monaten ausbaden. Besserung ist nicht in Sicht.
Die, die in der Pandemie noch höhere Profite machen, müssen sich an den Kosten der Krise beteiligen. Die ungleiche Verteilung von Vermögen ist in den letzten Monaten noch stärker sichtbar geworden. Die Umverteilungsdebatte hat wieder an Fahrt gewonnen.
Versöhnliches zum Schluss: Den Egoist*innen, Pöbler*innen und Ignorant*innen stehen gegenüber helfende Nachbarschaften, unglaublich engagierte Menschen in den Gesundheitsämtern, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, Ehrenamtliche in den verschiedensten Bereichen und Menschen, die einfach nur ihre Masken tragen und Rücksicht nehmen.
Sie sind die Mehrheit.
Claudia Schulte, Bezirksverordnete für den Stachel, Dezember 2020