Heidi Kosche nahm am Samstag, 21.07.07 an der Menschenkette am Landwehrkanal für den Erhalt der Bäume teil. In einem Artikel von Katrin Schoelkopf, Menschenkette gegen Baumfällungen, aus der Berliner Morgenpost vom 22.07.07 wird sie zitiert .

Menschenkette gegen Baumfällungen

Weitere Rodungen befürchtet: Hunderte Demonstranten fordern behutsame Sanierung des Landwehrkanals

Von Katrin Schoelkopf

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Am Anfang noch sieht es so aus, als sollte es ein Flop werden. Die Infotische der Bürgerinitiative „Aktionsbündnis Bäume am Landwehrkanal“ auf der Kottbusser Brücke sind verwaist. Baumfreund und Landschaftsplaner Oliver Ginsberg hat gegen 14 Uhr mehrere Dutzend Buntstifte zum Verfassen von Baumgedichten ausgelegt, doch keiner greift zu.

Die Polizei, die sich im Hintergrund hält, ist verwundert. Weit und breit kein Baumschützer, geschweige denn die vom Aktionsbündnis angekündigte Menschenkette in Sicht. „Nö, wissen wir auch nicht, wo die sein soll“, sagt ein Beamter. Es ist 14.22 Uhr. Ein Dampfer schiebt sich gemächlich durch das grüngelbe Wasser des Landwehrkanals, im Schlepptau eine Gruppe von Schwänen. Oliver Ginsberg erklärt unterdessen Journalisten, worum es eigentlich gehen soll. Natürlich um den Schutz der mehr als 1000 Bäume entlang dem Landwehrkanal von Friedrichshain-Kreuzberg bis Charlottenburg – und gegen die „Willkür“ des Wasser- und Schifffahrtsamts.

„Bäume machen uns lebendig. Stoppt das illegale Sägen“. Das Plakat hängt an einem Balkon in der Kohlfurter Straße. Es ist inzwischen kurz vor 15 Uhr. Trommeln sind zu hören. An der Admiralbrücke bietet sich plötzlich ein gänzlich anderes Bild als am Kottbusser Damm. Wie aus dem Nichts, ganz überraschend ist sie da, die Menschenkette. Hand in Hand stehen da vorwiegend junge Leute. Durch das Megafon wird gerufen: „Macht die Arme breit.“ „Ich hoffe, dass ich dazu beitragen kann, dass die Bäume gerettet werden“, sagt Alice Gard, 24 Jahre alt und Studentin. „Ich mag Kreuzberg.“ Und zu Kreuzberg gehört der Landwehrkanal mit dem schönen Baumbestand. „Bäume sind Lebensqualität. Wir sind wachsam, dass dies auch so bleibt“, sagt Heidi Kosche. Die grüne Abgeordnete ist Teil der Kette, die inzwischen aus Richtung Baerwaldbrücke über die Admiralbrücke bis zur Kottbusser Brücke reicht. Zwischen 1500 bis 1800 Menschen schätzen die Veranstalter auf den 1000 Metern. Ein Polizist meint 1000, offiziell nennt die Polizei 400 Demonstranten. Klar ist nur, dass es weniger Demonstranten als geplant waren. Schließlich sollte die Kette über fünf Brücken und zurück reichen. Doch der Aktion hat die etwas kleinere Kette keinen Abbruch getan. „Rettet die Bäume“, skandieren die Baumschützer auf der Kottbusser Brücke, die inzwischen durch ein kleines Sit-in belagert ist. „Wir wollen die Öffentlichkeit wachrütteln, was dieses Wasser- und Schifffahrtsamt sich ohne parlamentarische Kontrolle erlaubt“, sagt Arno Paulus, Initiator des Aktionsbündnisses.

Wie berichtet, hatte das Wasser- und Schifffahrtsamt Anfang Juli 22 Bäume fällen lassen – obwohl noch Verhandlungen über die Notwendigkeit des Abholzens zwischen der Behörde, dem Bezirk und der BI liefen. Das Wasser- und Schifffahrtsamt hatte die Fällaktion als Vorsichtsmaßnahme ausgegeben und zunächst 200 Bäume auf der Abholzliste. Da die Uferbefestigung des Kanals marode ist, werde befürchtet, dass die Bäume wegen mangelnder Befestigung eine Gefahr für Leib und Leben darstellen könnten, so die Begründung. „Ein Märchen“ nennen das die Baumschützer. Sie unterstellen der Behörde, intakte Bäume abholzen zu wollen, um die längst überfällige Sanierung des Ufers bequem ausführen zu können.

So soll die Behörde bereits angekündigt haben, dass Bäume, die innerhalb von drei Metern zur Kanalkante stehen, gefällt werden müssen. Die Baumschützer dagegen fordern eine behutsame Sanierung bei Erhalt der Bäume. Denn „Bäume sind ein Stück Lebenskraft“, lautet inzwischen ein Baumgedicht auf dem Infotisch von Oliver Ginsberg.