Frühkindliche Bildung ist ein Schwerpunkt grüner Politik im Bezirk. Dazu gehört auch, dass Kinder frühzeitig an die Musik herangeführt werden. Die Grünen in der BVV wollen nun auch die Kitas miteinbeziehen.
Wenn Kinder singen, Musik machen oder Tanzen, vergessen sie den Streit, den sie vielleicht gerade eben noch mit ihrer Spielfreundin oder ihrem Spielfreund hatten. Schnell sind sie entspannt, fröhlich und wieder ganz bei der Sache. Die Wissenschaft bestätigt die These vom positiven Einfluss von Musik auf Kinder: Sie fördert nicht nur soziale Kompetenz, Persönlichkeitsentwicklung und Konzentrationsfähigkeit. Sie stärkt auch Toleranz und Gemeinschaftsgefühl.
Die Angebote frühmusikalischer Erziehung der Musikschule oder anderer Anbieter in den Kitas sind jedoch kostenpflichtig. Viele Eltern in Friedrichshain-Kreuzberg können diese Angebote wegen ihrer prekären Einkommenssituation nicht bezahlen. Die Folge: Viele Kinder werden von diesen für ihre Entwicklung wichtigen Angeboten kategorisch ausgeschlossen werden. Diese eklatante Chancenungleichheit bei der frühen Bildung wollen Bündnis 90/Die Grünen nicht mehr hinnehmen. Wir setzen daher in unserer Politik für Kinder im Bezirk einen Schwerpunkt auf die Frühförderung in der Kita. Denn wir meinen, dass die ErzieherInnen in den Kitas am Besten geeignet sind, um „ihre“ Kinder mit Musik und Tanz zu fördern. Sie können ihnen den Spaß am Singen, an Instrumenten und an der Bewegung vermitteln und musikalische Grundlagen legen.
Alle Kinder sind musikalisch. Viele ErzieherInnen haben in ihrer Ausbildung nur wenig zu diesem Thema gelernt und wissen daher nicht, wie sie den Kindern die Freude an der Musik am besten vermitteln können. Berufsbegleitende Fortbildungsmöglichkeiten müssen geschaffen werden. Die BVV-Fraktion der Grünen hat daher in einem Antrag das Bezirksamt beauftragt, die Ausgangssituation festzustellen und zu klären, welche Fortbildungsbedarfe bei den ErzieherInnen in Friedrichshain-Kreuzberg bestehen. Dann sollen in Kooperation mit der bezirklichen Musikschule und der Volkshochschule entsprechende Angebote geschaffen werden.
Positive Erfahrungen mit solchen Angeboten gab es in Niedersachsen mit dem Modellprojekt „Kita macht Musik“. Aus insgesamt 30 niedersächsischen Städten und Gemeinden haben ErzieherInnen an entsprechenden Lehrgängen teilgenommen, die nach 120 Unterrichtsstunden mit einem Zertifikat abgeschlossen wurden. Der Umgang mit der Stimme stand ebenso auf dem Stundenplan wie Kindertänze, Musiktheater, das Musizieren mit Bongos, Schellenkränzen und dem Orff-Instrumentarium. ErzieherInnen brauchen Fortbildungsangebote Kinder sind von sich aus musikalisch. Damit sich ihre Musikalität gut entwickelt, brauchen sie aber – ähnlich wie beim Sprechen lernen – die Impulse von Erwachsenen. Ein ganz wichtiger Aspekt der Fortbildung war daher, die ErzieherInnen selbst für die Musik zu begeistern und ihr Selbstbewusstsein im Umgang mit Liedern, Tänzen und Aktionen rund um die Musik zu stärken. Aus den Erfahrungen in Niedersachsen sollte der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg bei der Entwicklung eines Weiterbildungsangebotes lernen. Natürlich muss die Fortbildung in Kooperation mit allen in diesem Bereich Tätigen und Interessierten erarbeitet werden und sie soll den spezifischen Bedarfen der Kinder und ErzieherInnen unseres Bezirkes entsprechen. Wir Grünen werden diesen Prozess im Jugendhilfeausschuss aktiv begleiten.
Marianne Burkert-Eulitz, Mitglied im Jugendhilfeausschuss und Vorsteherin der BVV Friedrichshain-Kreuzberg
Zur Info:
Was ist eigentlich der Jugendhilfeausschuss?{br] In jeder Bezirksverordnetenversammlung, jeder Kommune, gibt es einen Jugendhilfeausschuss. Seine Aufgabe ist die Vertretung der Interessen von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien im Bezirk, insbesondere die Erörterung aktueller Problemlagen junger Menschen und der Familien, in denen sie aufwachsen. Er befasst sich mit Angelegenheiten und Vorschlägen der Jugendhilfe, der Jugendhilfeplanung und der Förderung der freien Jugendhilfe. Er hat Beschlussrecht in Angelegenheiten der Jugendhilfe im Rahmen der von der BVV bereitgestellten Mittel. Die Sitzungen des Jugendhilfeausschusses sind in der Regel öffentlich. In Friedrichshain-Kreuzberg können auch BürgerInnen das Wort erhalten und mitdiskutieren. Von dieser sonst nicht so üblichen Möglichkeit der BürgerInnenbeteiligung wurde und wird rege Gebrauch gemacht.
Im Jugendhilfeausschuss sind stimmberechtigt die dafür bestimmten Mitglieder der BVV-Fratkionen, der Träger der öffentlichen Jugendhilfe oder von ihr gewählte Frauen und Männer, die in der Jugendhilfe erfahren sind (3/5). Hinzu kommen Frauen und Männer, die auf Vorschlag der, im Bereich des öffentlichen Trägers wirkenden und anerkannten Träger der freien Jugendhilfe von der Vertreterkörperschaft gewählt werden (2/5). Die Vorschläge der freien Träger sind angemessen zu berücksichtigen.
Mit dem Kinder- und Jugendhilfegesetz hat der Gesetzgeber den Jugendhilfeausschüssen die Aufgabe der Jugendhilfeplanung vor Ort besonders ans Herz gelegt. Gerade die Aufgabe der Jugendhilfeplanung fordert die Ausschüsse heraus, sich mit allen grundlegenden Fragen, die Familien, Kinder und Jugendliche in der Kommune betreffen, auseinander zu setzen, Lösungsstrategien zu entwickeln und umzusetzen.
Marianne Burkert-Eulitz, Mitglied im Jugendhilfeausschuss und Vorsteherin der BVV Friedrichshain-Kreuzberg