Der Sprecher der Initiative "Mediaspree versenken!" über die Gefährdung der gewachsenen Strukturen rechts und links der Spree
Der Initiativkreis „Mediaspree versenken!“ vertritt die Interessen derjenigen, die ein Spreeufer als Grün- und Kulturfläche mit vielfältigen Nutzungen wollen. Wir fordern einen Mindestabstand von 50 Metern zum Spreeufer für sämtliche Neubauten, die Einhaltung der Berliner Traufhöhe von 22 Metern und den Brommysteg statt einer Straßenbrücke. Dafür haben wir kürzlich das BürgerInnenbegehren „Spreeufer für alle!“ auf den Weg gebracht.
Die Planung der mediaspree e.V. verspielt die historische Chance, ein Spreeufer mit hohen Freiflächenanteilen zu entwickeln. Das, was den Investoren an Freiflächen abgetrotzt wurde – ein Uferwanderweg von wenigen Metern Breite und sog. Pocketparks – ist für eine Millionenstadt viel zu wenig. Es geht um Profit – um möglichst viele und teure Ufer(an)lagen mit privatisiertem Spreeblick. Im Mediaspree-Konzept wird nur in den Hochpreissektor investiert, der soziale Bereich fehlt völlig. Die geplante „Aufwertung“ führt zur Ankurblung der Mietspirale, die antisoziale Entwicklung Berlins wird vorangetrieben und Kultur vernichtet: der Oststrand, das Yaam und die Bar25 werden unter Bürokomplexen verschwinden. Auch wegen des Grundwasserabflusses darf der Uferbereich nicht mit Hochhäusern bebaut werden, weil die Tiefgründungen zu einem riskanten Ansteigen der Pegel führen würde.
Wir wollen das Hochhaus-Monopoly Mediaspree „versenken“ und sind für eine neue Diskussion über die Uferentwicklung. Wir wollen den Prozess demokratisieren, weil die Öffentlichkeit bisher mit vollendeten Tatsachen und Sachzwängen überrumpelt wurde. Es ist nicht zu spät: für die Industrieflächen auf der Kreuzberger Seite gibt es noch keine B-Pläne und die Friedrichshainer Planungen können per BVV-Beschluss geändert werden. Das wollen wir mit unserem BürgerInnenbegehren erreichen. Den geschätzten „Schadensersatz“ von 165 Mio. Euro bei Umsetzung unseres Konzeptes sehen wir als einen virtuellen an. Zwei Drittel der bebaubaren Grundstücke entlang der Spree gehören dem Land Berlin, eine Entschädigung wäre kurios. Die privaten Eigentümer können sich z.B. mit Ersatzgrundstücken abfinden lassen, wie es immer den alternativen NutzerInnen angetragen wird.
Unter dem Deckmantel der Nutzung für den öffentlichen Nahverkehr wurde eine neue Straßenbrücke beschlossen. Wir werden unser BürgerInnenbegehren dagegensetzen, weil sie die möglichen Grünflächen an den Spreeufern zerteilt und irgendwann auch für den Autoverkehr ins geplante „Entertainment-Viertel“ geöffnet würde. Der öffentliche Nahverkehr kann über die bestehenden Brücken weiterentwickelt werden. Der Bezirk profitiert nicht von leer stehenden Büroklötzen und das Land Berlin von seinen kurzsichtigen Grundstücksverkäufen nur ein einziges Mal, und dann nie wieder. Der Ausverkauf öffentlicher Liegenschaften muss aufhören! Großzügige öffentliche Nutzungsbereiche zu beiden Seiten des Spreeufers bieten langfristige und nachhaltige Gestaltungsmöglichkeiten.
Carsten Joost, Gesine Jüthner, Initiativkreis Mediaspree Versenken!
infos: www.ms-versenken.org