DS/1203/IV Antrag
Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:
Das Bezirksamt wird beauftragt zu prüfen, ob es ein Qualifizierungs-Projekt anregen und unterstützen kann, das Berufsperspektiven bei der Mitarbeit an der Ganztagsgestaltung von Grund- und Sekundarschulen eröffnet. Angesprochen werden Interessierte aus den Bereichen Sport, Medien, Handwerk, Theater, Musik, Tanz und die Künste, die bereits Erfahrungen und Kompetenzen in mindestens einem dieser Tätigkeitsbereiche erworben haben, sei es in Jugendzentren, Kulturprojekten oder im Freizeitsport, sei es als prekäre Freiberufler*innen oder Neustarter*innen. Projektteilnehmer*innen sollen junge Erwachsene, Langzeiterwerbslose und prekäre Selbständige sowie Personen sein, die als Quereinsteiger mit Berufserfahrungen Lust auf die Arbeit mit Schüler*innen
haben. Die Projektteilnehmer*innen sollen die eigenen fachlichen Kompetenzen im Kontext der praktischen Arbeit an den Schulen ausbauen sowie eine pädagogische Qualifizierung erhalten, die durch die Kooperation mit pädagogischen Fachkräften gesichert wird. Das Projekt dient der Ausbildung von qualifizierten „Animateuren“ in den genannten Bereichen und reagiert – angesichts des Ausbaus der Ganztagsschulen – auf den sich bereits deutlich abzeichnenden Mangel solcher Fachkräfte. Zugleich trägt es zur positiven Entwicklung des Schulklimas bei und macht durch seine
attraktiven Angebote die kooperierenden Schulen „cooler“.
Begründung:
Mit dem Ausbau der Ganztagsschule entsteht eine wachsende Nachfrage nach Angeboten für die Nachmittagsgestaltung des schulischen Lebens. Diese Angebote haben eine wichtige Funktion und werden diese in erhöhtem Maße haben, je qualifizierter das Personal ist: Als Angebote, die außerhalb der Leistungskonkurrenz stehen, die an lebendige Interessen der Schüler*innen anknüpfen und deren Selbstwertgefühl zu stärken vermögen, machen sie Schule zu einem cooleren Ort als bisher. Insbesondere Schüler*innen, die sich in ihrer Schule nicht unbedingt wohl fühlen, können nachhaltiger und besser unterstützt werden. Die Kulturkomponente und damit das Artikulations-
und Ausdrucksvermögen der Schüler*innen wird gestärkt. Die Brücken in eine Ausbildungs und Berufsperspektive werden verbessert.
Ein Projekt, das die Qualifizierung von Jugendlichen, Erwerbslosen und von Personen, die als (ggf. finanziell prekär lebende) Quereinsteiger sich eine Berufsperspektive bei der Mitarbeit an der Ganztagsgestaltung von Grund- und Sekundarschulen erarbeiten möchten, wird durch die Kombination von fachbezogener Praxis (Tanz, Sport, Handwerk etc.) und pädagogischer Zusatzqualifikation sehr schnell von großem Nutzen für die kooperierenden Schulen sein. Mit dem Auslaufen des „School Assistants“-Projekts scheint es wichtig, für die weitere und bessere Ausbildung von Personal, das den Ganztagsschulbetrieb mitgestalten möchte, gerade in unserem Bezirk zu sorgen, weil hier sowohl sehr viele Kreative leben, die zugleich auch in hohem Maße mit dauerhaft prekären Existenzbedingungen konfrontiert sind.
Denkbar ist, das in das Projekt auch Student*innen der Lehrerausbildung als Praktikant*innen einbezogen werden. Weiter könnte es sinnvoll sein, gezielt um interessierte Männer als Projektteilnehmer zu werben, da es in der pädagogischen Fachdiskussion als zunehmend problematisch angesehen wird, dass der Anteil der männlichen Lehrkräfte (z.B.) in den Grundschulen in den letzten drei Jahrzehnten von ca. 40% auf 12% abgesunken ist. Das Bezirksamt wird gebeten, bis zur Juli-BVV einen Zwischenbericht zu geben.
Friedrichshain-Kreuzberg, den 27.05.2014
Bündnis 90/Die Grünen
Antragsteller: Dr. Wolfgang Lenk