"Nie wieder Buchladen!" Doch dann fand die gelernte Buchhändlerin Katja Weber in Jessica Ebert eine Seelenverwandte und startete mit ihr im neuen Trendeck Berlins ein Ladenjuwel für Bücher.
Anfang der Achtziger fand ich einmal aus Zufall einen Frauenbuchladen in Schöneberg. Neugierig ging ich hinein, schaute mich um, und fand, dass es mir offenbar an der richtigen Haarfarbe fehlte, um hier fündig zu werden. Seitdem war ich nicht mehr in einem Buchladen, den ausschließlich Frauen betreiben. Ich fühlte mich auch so bewegt, emanzipiert und so.
Der Buchladen ebertundweber in der Falckenstein Strasse im hintersten Kreuzberger Winkel beziehungsweise an Kreuzbergs neuester Flaniermeile gehört zwei Frauen: der Buchhändlerin Katja Weber und der Engländerin und Philologin Jessica Ebert. Ist es deshalb ein Frauenbuchladen? Nein, und doch! Der Laden hat keine explizit feministische Ausrichtung und wirkt doch auf angenehme Art und Weise feminin. Er bietet ein gut sortiertes Spektrum von Belletristik für Frauen und Männer und Kinder. Obwohl Katja Weber im Gespräch lachend einräumte: es gäbe eher Männertitel, die auch von Frauen gelesen würden, denn Frauentitel, die Männer für sich kauften. Oder Kinderbücher, die dann doch mehr Erwachsene lesen.
In solchen Kategorien denken die beiden Unternehmerinnen nicht, sie holen in ihren Laden, was ihnen gefällt. Für Ratgeber, Reiseführer, Krimis, Comics oder Bestsellerlistentitel ist daher deutlich weniger Platz als für Literatur im eigentlichen Sinne. Das scheint auch den Kunden zu gefallen: in dem einen Jahr, in dem der Laden nun schon geöffnet ist, hat sich aus der amorphen Masse der Laufkundschaft ein Kreis von Stammkunden gefunden. Diese haben viel Platz zum Entdecken von neuen Leseerlebnissen, zum Wiederaufspüren von längst vergessen geglaubten Klassikern, darunter viele Titel im englischen Original! Gern helfen die Buchhändlerinnen auch persönlich mit einer Empfehlung. Eine Spezialisierung weist der Laden trotz oder gerade wegen seines fundierten Businessplanes aus: kleine Verlage präsentieren sich hier mit ihrem ganzen Angebot. Klingende Namen wie Bilger, Blumenbar, Luftschacht, mairisch, ventil, Verbrecher, Voland&Quist machen Lust auf Perlentauchen in Sachen Bücher.
Ist Amazon eine Konkurrenz für ebertundweber? Nein, antwortet Katja Weber stolz, wir sind oft schneller und außerdem kann man bei uns die Bücher vorher anfassen. Ein wirklicher Vorteil: denn es gibt sie immer noch und immer mehr die Bücher, die mehr sind als Druckerschwärze zwischen Pappdeckeln. Außerdem kann man auch bei ihnen im Onlineshop bestellen, die aktuelle Leseempfehlung der beiden Frauen beherzigen oder sich zu einer der kleinen Veranstaltungen im Laden selbst einladen lassen. Autoren und Verleger zum Teil aus der Nachbarschaft beleben den sonst eher ruhigen Laden, ein Angebot, was erfreulich viele Kunden schätzen.
Wer jetzt überlegt, beim nächsten Besuch der Schlesischen den von der Zitty preisgekrönten Laden mal persönlich in Augenschein zu nehmen, dem raten die beiden charmanten Händlerinnen entweder zu ihrem beider persönlichen Lieblingsbuch „Fiesta“ von Ernest Hemingway, oder wer noch einen Lesetipp für die langen Winterabende sucht: „Die kommende Welt“ von Dara Horn – wenn dann eher ein Frauenbuch, „Böse Schafe“ von Katja Lange-Müller, ein Buch, das auch Männer lesen können. Crossgenderreading geht hervorragend mit Thomas Sautners „Milchblume“. Crossgenerationlesern empfehlen ebertundweber von Eva Ibbotson „Annika und der Stern von Kazan“.
Barbara Fischer
Info:
ebertundweber Falckensteinstr. 44 10997 Berlin-Kreuzberg 030 – 69 56 51 93 www.ebertundweber.de real und persönlich von Mo – Fr 9.30 – 19.00 Uhr und Sa 10.00 – 16.00 Uhr |