Kein Schwimmbad mehr für die Bewohner*innen von Friedrichshain-Kreuzberg, Schüler*innen auf Bustour geschickt und Schwimmvereine vor dem Aus. Ein leider nicht unrealistisches Szenario.
Eigentlich undenkbar, dass eine Großstadt ihren fast 300.000 Einwohner*innen und insbesondere den Schüler*innen und den in Vereinen organisierten Wassersportler*innen keine Möglichkeit bietet, sich mal ins Wasser zu stürzen, in Ruhe ihre Bahnen im kühlen Nass zu ziehen oder sich schwimmsportlich zu betätigen. Selbst in kleineren Städten gilt das städtische Hallenbad als Standard und Maßstab für Lebensqualität und das Funktionieren kommunaler Fürsorge. Nun ist der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg zwar keine eigenständige Kommune, aber seinen Bewohner*innen droht mit der Schließung und dem Neubau des Schwimmbades Holzmarktstraße zum 31. Dezember 2018 und der anstehenden Renovierung des Spreewaldbades ab September 2019 eine Situation, die für jede noch so kleine Gemeinde einer öffentlichen Bankrotterklärung gleichkäme: Den Einwohner*innen des Bezirks stände kein einziges Hallenbad mehr zur Verfügung. Was durch den jetzt schon bestehenden Mangel an städtischen Schwimmangeboten bislang einem Teil der Schüler*innen unseres Bezirks zugemutet wird, würde nun alle Schüler*innen betreffen. Nämlich dass sie per Bus zu weiter entfernten Hallenbädern anderer Bezirke gefahren werden müssten, wenn es nicht gar zu Schwimmunterrichtsausfall kommen wird, da auch die Bäder in den benachbarten Bezirken nicht in unbegrenzter Zahl zur Verfügung stehen und teilweise bereits jetzt an ihren Kapazitätsgrenzen stehen. Und für manchen Schwimmsportverein in unserem Bezirk könnte es das endgültige Aus bedeuten, wenn sie ihren Mitgliedern* über mehrere Jahre hinweg keine oder zumindest nur sehr eingeschränkte Trainingsmöglichkeiten anbieten können, die zudem noch weit außerhalb des Wohnumfelds liegen.
Gemeinsames Handeln
Auf dieses Szenario haben nun fast alle in der BVV vertretenen Fraktionen mit einem gemeinsamen Antrag reagiert. Die Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke, SPD, CDU und FDP fordern darin Senat und Berliner Bäderbetriebe auf, die Planungen für den Neubau des Bades in der Holzmarktstraße und die Renovierung des Spreewaldbades dahingehend zu überarbeiten, dass der gleichzeitige Ausfall beider Schwimmbäder möglichst vermieden wird. Des Weiteren soll geprüft werden, ob in zumindest einem Becken im Sommerbad Kreuzberg (Prinzenbad) mittels einer temporären Traglufthallenkonstruktion ein Betrieb über die sommerlichen Badezeiten hinaus ermöglicht werden kann. Und vor allem soll das nach der Insolvenz des TSB/Wasserratten e.V. geschlossene und renovierungsbedürftige denkmalgeschützte Baerwaldbad wieder von den Berliner Bäderbetrieben übernommen, instandgesetzt und dauerhaft betrieben werden.
Damit würde nicht nur dem chronisch unterversorgten Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg endlich ein weiteres Schwimmangebot zur Verfügung stehen, sondern auch eine wirkliche Perle unter den Berliner Bädern endlich wiedererweckt und ein deutliches Zeichen gesetzt, dass das Land Berlin und die Berliner Bäderbetriebe sich ihrer Pflicht stellen, im Rahmen der Daseinsvorsorge für ausreichende Sportmöglichkeiten zu sorgen.
Werner Heck, Bezirksverordneter für den Stachel August 2018