Trotz großen Widerstands will der rot-rote Senat den Stadtautobahnring (A 100) bis zum Treptower Park verlängern

Täglich reichen BürgerInnen neue Einwendungen gegen den Weiterbau der A 100 ein. Bis Ende April hatten alle persönlich vom Autobahnbau Betroffenen die Möglichkeit, ihre Ablehnung in Schreiben an den Senat zum Ausdruck zu bringen. Doch der ist noch immer uneinsichtig und will den 16. Bauabschnitt bis zum Treptower Park unbedingt realisieren. Der Abschnitt verschlingt 420 Millionen Euro Bundesmittel und etwa 36,5 Millionen Euro aus der Landeskasse. Damit ist er das teuerste Autobahnteilstück, das jemals in Deutschland gebaut wurde.

Gutachten bestätigt: Wenig Nutzen – großer Schaden

Das Gutachterbüro RegioConsult Marburg sichtete im Auftrag der Abgeordnetenhausfraktion die Planungsunterlagen für die A 100. Die Experten kamen zu dem Ergebnis, dass der verkehrliche Nutzen der A 100 gering ist. Die Prognosedaten und die auf diesen ruhende Begründung des Senats bezeichneten die Gutachter als mangelhaft. Die vielen negativen Folgen für betroffene AnwohnerInnen, wie Lärm- und Umweltbelastungen sowie Staus, verstopfte Kieze und erhöhte Gefahr im dichter werdenden Straßenverkehr, werden nicht durch die vom Senat versprochene Verkehrswirkung ausgeglichen.

Planung ist inhaltlich angreifbar

Selbst mit den schön gerechneten Zahlen des Senats wird der Verkehr auf der Elsenbrücke und den umliegenden Kreuzungen erheblich zunehmen. Diese Stellen sind bereits heute als hoch belastete Engpässe eingestuft. Schon jetzt ist das Verkehrsaufkommen größer als die Kapazität dieser zukünftigen Dauerstaustellen. Ein geordnetes Abfließen des Verkehrs an der Anschlussstelle Treptower Park kann nicht gewährleistet werden. Deshalb wird es auf der Autobahn zu massivem Rückstau kommen und der Ausweichverkehr durch die umliegenden Wohngebiete wird zunehmen.

Bezirk erwägt Klage

Momentan prüft das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, ob es als Teil der Gesamtgemeinde Berlin juristisch gegen die Pläne des Senats vorgehen kann. Sollte dies zulässig sein, werde der Bezirk „auf jeden Fall Klage gegen das absurde Mammut-Projekt einreichen“, sagte der grüne Bezirksbürgermeister Franz Schulz. Eine Studie des Bezirksamtes kam zu dem Schluss, dass fast 60.000 Autos pro Tag zusätzlich die Kieze um die Elsenbrücke verstopfen werden. „Die Folgen der A 100 sind schockierend, weil etwa der Rudolfkiez zum Autobahnzubringer und vom Verkehr überrollt würden“, stellt die grüne Fraktionsvorsitzende in der BVV, Antje Kapek nüchtern fest. Auch Boxhagener Kiez und Wrangelkiez werden unter Durchgangs- und Ausweichverkehr leiden müssen. Die Parkplatzsituation würde noch dramatischer werden.

Senat lässt BürgerInnen in Friedrichshain-Kreuzberg uninformiert

Die A 100-Verlängerung hätte große Auswirkungen auf die Lebensqualität in Friedrichshain-Kreuzberg. Deshalb ist es völlig unverständlich, dass der Senat der Aufforderung des Bezirksamtes nicht nachgekommen ist und es ablehnte, die Planung auch hier auszulegen. Infoveranstaltungen im Bezirk hält der Senat ebenfalls nicht für notwendig. Offensichtlich sollen Fakten geschaffen werden, bevor die Pläne den BewohnerInnen von Friedrichshain-Kreuzberg in breiter Masse bekannt werden. Auch angesichts des Umstandes, dass nicht einmal 20 Prozent der Friedrichshain-KreuzbergerInnen ein Auto besitzen, scheint massiver Widerstand vorprogrammiert.

Andreas Weeger

Weitere Informationen unter www.frieke.de und www.stop-a100.de (Homepage der Bürgerinitiative Stadtring Süd)