Mündliche Anfrage gestellt von Jutta Schmidt-Stanojevic, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zur BVV am 16. Oktober 2024
Ich frage das Bezirksamt:
- Welche Beratungsangebote für Demenzkranke und deren Angehörige gibt es im Bezirk?
- Welche sozialen, kulturellen und sportlichen Angebote gibt es für Demenzkranke und deren Angehörige bei uns im Bezirk?
- Welche Planungen hat das Bezirksamt, um Angebote für Demenzkranke auszuweiten?
Es antwortet Max Kindler, Bezirksstadtrat, Abt. Jugend, Familie und Gesundheit
zu 1. Welche Beratungsangebot für Demenzkranke und deren Angehörige gibt es im Bezirk?
Die Belange älterer Bürgerinnen und Bürger des Bezirks, ihre Lebensqualität und Selbstbestimmung sind insgesamt wichtige Themen in der täglichen Arbeit der damit befassten Ämter. Da Friedrichshain-Kreuzberg im Bezirksvergleich der jüngste Bezirk ist, liegt das Thema Demenz jedoch nicht zwingend auf der Hand.
Es gibt verschiedene Ansprechpartner, die für eine Beratung zur Verfügung stehen:
- Der Sozialpsychiatrische Dienst des Gesundheitsamtes Friedrichshain-Kreuzberg https://www.berlin.de/ba-friedrichshain-kreuzberg/politik-und-verwaltung/aemter/gesundheitsamt/fachbereiche/fb-3-164631.php
- Psychiatrische und Neurologische Praxen Diese sollten für Diagnostik ohnehin aufgesucht werden. Das Alzheimer-Telefon der Deutschen Alzheimergesellschaft unter der Servicenummer (01803) 171-017 und unter der Festnetznummer (030) 2593-79514
- Alzheimer Gesellschaft Berlin e.V. Selbsthilfe Demenz
Friedrichstraße 236
10969 Berlin
Telefon: 030/ 89 09 43 57
E-Mail: info@alzheimer-berlin.de - Kontaktstelle Pflege Engagement Friedrichshain-Kreuzberg
Gryphiusstraße 16 | 10245 Berlin
https://www.pflegeunterstuetzung-berlin.de/kontaktstellen/friedrichshain-kreuzberg - Pflegestützpunkte: https://www.pflegestuetzpunkteberlin.de/standorte/
- Schutzräume:
https://www.berlin.de/ba-friedrichshain-kreuzberg/politik-und-verwaltung/service-und-organisationseinheiten/bezirkliche-planung-und-koordinierung/planungs-und-koordinierungsstelle-gesundheit/aktuelles/artikel.230483.php
In Friedrichshain-Kreuzberg wurden am 01. April 2014 Schutzräume für an Demenz erkrankte Menschen, die verwirrt und orientierungslos im öffentlichen Raum angetroffen werden, eingerichtet. Wenn die Identität des dementen Menschen durch die Polizei nicht unmittelbar festgestellt werden kann, bringt diese ihn in einen so genannten Schutzraum. Dabei handelte es sich um zwei Pflegeeinrichtungen im Bezirk, die sich bereit erklärt hatten, für an Demenz erkrankte Menschen bis zur Ermittlung des Wohnortes eine optimale zeitweise Unterbringung und professionelle altenpflegerische Betreuung zu gewährleisten. - Außerdem:
- Seniorennetz.Berlin. Eine digitale Plattform für Angebote für ältere Menschen in Berlin (mit Filterfunktion für Bezirke) https://www.seniorennetz.berlin/list/l/de/c/care-care_dementia
- Hilfelotse Berlin. Plattform für die Suche nach pflegerischen, gesundheitlichen und sozialen Hilfsangeboten in Berlin. https://www.hilfelotse-berlin.de/
Das Thema „Demenzfreundlicher Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg“ ist eines der Haupthemen des Gerontopsychiatrisch-Geriatrischen Verbund Friedrichshain-Kreuzberg. Er hat dafür eine eigene AG Demenz gegründet, die sich mit Themen rund um Menschen mit Demenz mit und ohne Angehörige oder auch Demenzprävention beschäftigt. Mitarbeitende und Geschäftsführende aus vielen Einrichtungen der Pflege, Altenhilfe, Geriatrie, Gerontopsychiatrie, Klinik und Verwaltung sind im GGV vertreten und erarbeiten in Arbeitsgruppen relevante Themen. Auf den Trägerkonferenzen werden aktuelle bezirkliche Entwicklungen zu diesen Bereichen besprochen und in den vergangenen Jahren wurden Fortbildungen und Veranstaltungen, u.a. auch zum Thema Demenz, durchgeführt.
Aktuell gab es im GGV durch einen Wechsel in der Vorstandsebene nicht die bekannten regulären Bezirksformate (Bezirkscafé etc.), in denen u.a. auch das Thema Demenz und die Bedarfe im Bezirk eruiert werden. Der Verein ist hier momentan in den Planungen für die weitere Arbeit und wird sich sicher mit den Partnern im Bezirksamt abstimmen.
zu 2. Welche sozialen, kulturellen und sportlichen Angebote gibt es für Demenzkranke und deren Angehörige bei uns im Bezirk?
Demenzkranke Personen kann man nicht einfach irgendwo hinschicken. Ein Angebot für Demenzkranke ist entweder eines, wie für andere Menschen auch, mit Begleit- und Pflegeperson oder es gibt diese im Bereich Pflege, die einen entsprechenden längerfristigen Betreuungsauftrag erfüllt. Für Demenzkranke mit Begleit- oder Pflegepersonen gibt es z.B. Angebote in den kommunalen Begegnungsstätten. https://www.berlin.de/ba-friedrichshain-kreuzberg/politik-und-verwaltung/aemter/amt-fuer-soziales/stadtteil-und-seniorenangebote/
https://volkssolidaritaet-berlin.de/einrichtungen/stadtteilzentrum-friedrichshain/ https://volkssolidaritaet-berlin.de/einrichtungen/nachbarschaftstreff-wir-im-kiez/
Im Bereich der Pflege kommen z.B. auch Tagespflegestätten in Betracht, exemplarisch sei genannt die ELIF Tagespflege in der Falckensteinstraße oder das Caritas-Seniorenzentrum St. Johannes Berlin in der Wilhelmstraße.
zu 3. Welche Planungen hat das Bezirksamt, um Angebote für Demenzkranke auszuweiten?
Zu dieser Frage hat die Abteilung Arbeit, Bürgerdienste und Soziales zugearbeitet.
Über die einzelfallbezogenen, leistungsrechtlichen Fragen in der Hilfe zur Pflege nach dem SGB XII hinaus, setzt das Bezirksamt diesbezüglich vor allem auf einen Mix an geeigneten präventiven Maßnahmen, Sensibilisierung der Bevölkerung und auf Ansprache Angehöriger und ggf. betroffener Personen.
Im Rahmen der Netzwerkarbeit, z. B. im „Netzwerk Stadtteilarbeit“ oder im Netzwerk „Für mehr Teilhabe älterer Menschen in Kreuzberg“, wirkt das Amt für Soziales am „Agenda-Setting“ neben anderen Themen auch auf Aufklärung und Beratung zu alternsspezifischen Themen hin. Dabei sind Einsamkeit im Alter, psychische Erkrankungen und Suizidprävention sowie Demenz Schwerpunkte. Im Hinblick auf die Ansprache Betroffener, Angehöriger oder Hausgemeinschaften hat die Senatsverwaltung für Gesundheit mit den Bezirken das Projekt „Berliner Hausbesuche“ implementiert. Dies sind Bausteine, die für die Vorsorge und Hilfe bei altersbedingten psychischen Erkrankungen und Demenz wichtig sind.
Darüber hinaus prüft das Sozialamt aktuell, ob mit geeigneten Einrichtungen erneut Vereinbarungen über „Schutzräume für Menschen mit Demenz“ getroffen werden können bzw. diese zu reaktivieren sind und ob dies dem Bezirk vorbehalten ist oder der Mitwirkung des Landes bedarf (insbesondere auf dem Gebiet der einrichtungsbezogenen Verträge).
Mit freundlichen Grüßen
Max Kindler
Bezirksstadtrat