Seit Mitte Mai wird rund um den Landwehrkanal engagiert über die beabsichtigte Fällung der Uferbäume diskutiert. Das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) als zuständige Behörde hat sich dabei mehrfach über den Willen der AnwohnerInnen und des Bezirks hinweggesetzt. Die notwendige Sanierung des Kanals wird mehrere Jahre dauern.
Am Urbanhafen schwimmen Schwäne über das ruhige Wasser. Auf den Uferwiesen sonnt sich ein buntes Volk aus Patienten, Kindern und Studenten. Ab und an wird die Idylle gestört. Einer der zahlreichen Ausflugsdampfer, die in den letzten Jahren immer größer und zahlreicher wurden, durchfährt den Urbanhafen. An Deck nur wenige Menschen, was eine blecherne, lautstarke Stimme nicht hindert, die Sehenswürdigkeiten Kreuzbergs zu erläutern. Nach kurzer Zeit bleibt eine Wolke aus Abgasen zurück. Nicht zu sehen ist die vom Schiff ausgelöste Unterwasserbewegung. Dessen Rumpf drückt das Wasser an die Uferböschung und seine Schraube wirbelt den sandigen Grund auf.
WSA wollte den Kahlschlag, Anwohner stoppten ihn
Anfang Mai rutschte an der Anlegestelle Riedel an der Kottbusser Brücke das Ufer ab. Daraufhin schlug das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) mit seinem inzwischen stadtbekannten Leiter Brockelmann Alarm und verkündete, dass als Sofortmaßnahme 200 Bäume am Ufer des Landwehrkanals gefällt werden müssten. Erste Fällungen konnten Ende Mai durch engagierte Anwohner gestoppt werden. Die schnell gebildete Bürgerinitiative erreichte auch eine breite öffentliche Diskussion über die Art und Weise der Sicherung der Ufer. Mit tatkräftiger Unterstützung des grünen Bezirksbürgermeisters Franz Schulz, Dirk Behrendt (MdA, Grüne) von Christian Ströbele (MdB) und anderen gelang es, das WSA zu einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung zu bewegen. Hierbei wurde eine Überprüfung der einzelnen Bäume und möglicher Sicherungsmaßnahmen vereinbart. Zwischenzeitlich war das WSA von seinem Radikalfällplan abgerückt, beharrte aber weiterhin auf der Fällung von rund 40 Bäumen.
Brockelmann schuf Tatsachen
Die Harmonie währte nur kurz, denn noch während der laufenden Gespräche ließ Brockelmann vollendete Tatsachen schaffen und begann mit den Fällungen. Seitdem ist die Atmosphäre zwischen den AnwohnerInnen und dem WSA vergiftet und der Ruf nach personellen Konsequenzen wurde laut. Das Wasser- und Schifffahrtsamt musste lernen, dass in solch selbstherrlicher Art mit den KreuzbergerInnen nicht umzuspringen ist. Wohl nicht der letzte Coup von Brockelmann sind die völlig überdimensionierten Betonklötze, mit denen die geretteten Bäume abgestützt wurden – und die offenbar das berechtigte Anliegen der AnwohnerInnen und des Bezirks in der Öffentlichkeit desavouieren sollten.
Grünes Ziel: Der Erhalt der Bäume!
Bei der nun anstehenden Sanierung das Kanals wird es darauf ankommen, den Baumbestand möglichst vollständig zu erhalten und den Kanal als Naherholungsgebiet für die KreuzbergrInnen zu erhalten. Ob der Schiffverkehr in der bisherigen Intensität aufrecht erhalten werden kann, wird sich zeigen.
Kreuzberg kann sich jedenfalls glücklich schätzen, dass sich mit der Bürgerinitiative „Bäume am Landwehrkanal“ wieder einmal engagierte AnwohnerInnen der Behördenwillkür entgegen stellten – und damit ein weitere Kapitel in der langen Widerstandgeschichte des Bezirks schrieben.
Dirk Behrendt, MdA für Friedrichshain-Kreuzberg
Bürgerinitiative: www.baeume-am-landwehrkanal.de |