Was kommt eine*r als erstes in den Sinn, wenn man an Hans-Christian Ströbele denkt?
Sein Einsatz gegen den Krieg in Afghanistan, der beharrliche Kampf für die Bürgerrechte – und sicherlich auch sein Fahrrad.
Wir Grüne setzen uns seit unserer Gründung für eine neue Mobilitätspolitik ein. Wir wollen weg vom Auto und motorisierten Individualverkehr und hin zu einer Infrastruktur die nachhaltig, sicher und besser für die Umwelt ist. Die Friedrichshain-Kreuzberger*innen machen es schon vor und nutzen immer häufiger das Fahrrad für ihre täglichen Wege. Längst ist das Auto nicht mehr das Verkehrsmittel Nummer eins. Ganz im Gegenteil, es rangiert nur noch auf den hinteren Plätzen. Die meisten Friedrichshainer*innen und Kreuzberger*innen haben gar kein Auto. Leider ist die Politik dieser Entwicklung bisher immer nur hinterher gelaufen. Bisher galt unter jedem Senat: Der Stärkere gewinnt auf der Straße.
Überfälliger Mentalitätswandel
Mit den Grünen an der Regierung hat sich dies geändert. Nicht nur stehen in den nächsten 4 Jahren insgesamt über 200 Millionen Euro für den Ausbau der Fahrradinfrastruktur bereit, auch setzt endlich – wenn auch langsam und in mühsamen, kleinen Schritten – ein Mentalitätswandel bei der Senatsverwaltung und der Verkehrslenkung Berlin ein. Fahrradwege sind keine Störung für den fließenden Verkehr, sondern eine Bereicherung für die moderne Metropole. Wir wollen als Innenstadtbezirk hier voran gehen. Unser Bezirk ist der am dichtesten besiedelte, wo die Wege kurz und die Fahrradnutzung besonders verbreitet ist. Leider spiegelt sich dies noch nicht ausreichend im Straßenbild von Kreuzberg und Friedrichshain wieder – noch immer stehen fast zwei Drittel des Straßenraums ausschließlich für Autos zur Verfügung.
Eine eigene Fahrradspur am Kottbusser Damm
Mit zwei Anträgen in der Bezirksverordnetenversammlung haben wir nun den Anfang für eine neue Verkehrspolitik gemacht: Der Kottbusser Damm als einer der Hauptverbindungen zwischen Kreuzberg und Neukölln soll mit sogenannten Protected Bikelanes ausgestattet werden. Dies bedeutet, dass die Fahrradfahrer*innen eine eigene Spur erhalten werden, die baulich vom Autoverkehr getrennt ist – beispielsweise durch Bordsteine oder Poller. Weder sollen ein- und ausparkende Autos den Fahrradweg kreuzen, noch kann ein rücksichtsloser Autofahrer den Fahrradweg mehr zuparken. Zudem sollen für Lieferfahrzeuge der Gewerbetreibenden Lieferzonen eingerichtet werden und die Kreuzungen so gestaltet werden, dass Rechtsabbiegende die Radfahrenden nicht mehr gefährden können.
Ausgebaute Fahrradwege in der Zossener
In der Zossener Straße wollen wir eine Lücke im Fahrradnetz Berlins schließen. Zwischen Gneisenaustraße und Blücherstraße sollen die Parkplätze wegfallen und dafür Fahrradwege eingerichtet werden. Damit endet der ausgebaute Fahrradweg auf der Lindenstraße nicht mehr im nirgendwo und der künftige Fahrradschnellweg auf dem sogenannten Generalszug von der Yorckstraße, über die Gneisenaustraße bis zur Hasenheide erhält eine Anbindung an Mitte. Damit entsteht endlich ein durchgehendes Fahrradwegenetz vom Bergmannkiez über die Leipziger Straße bis zum Alexanderplatz.
Widerstände überwinden
Noch haben wir gegen enorme Widerstände zu kämpfen. Manch andere Partei in der Bezirksverordnetenversammlung steht unseren Ausbauplänen für die Fahrradinfrastruktur kritisch gegenüber und will lieber an der Bevorzugung des Autoverkehrs festhalten – trotz der schädlichen Umweltauswirkungen und den Verkehrstoten und -verletzten jedes Jahr. Wir lassen uns aber davon nicht beirren. Die ökologische Verkehrswende geht von Friedrichshain-Kreuzberg aus, wir wollen Vorbild für ganz Berlin sein. Dafür kämpfen wir mit vollem Einsatz – jetzt auch unterstützt vom Senat und dem neuen Radgesetz.
David Hartmann und Thomas Weigelt, Bezirksverordnete