Initiator*innen: B’90 Die Grünen/DIE LINKE/SPD
Werner Heck/Regine Sommer-Wetter/Sebastian Forck

Antrag

Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:

Das Bezirksamt wird beauftragt, die Entwicklung eines umfassenden Konzepts für die East Side Gallery, deren Rückseite (auch West Side Gallery genannt) sowie das gesamte, diesen Mauerabschnitt umgebende Areal, in die Wege zu leiten.

Hierzu sind neben den zuständigen Ämtern des Bezirks, dem Straßen- und Grünflächenamt, der unteren Denkmalschutzbehörde, den Fachbereichen Kultur und Geschichte des Kulturamtes, der Kommission Kunst im Öffentlichen Raum, der Gedenktafelkommission auch die Stiftung Berliner Mauer, die zuständigen Senatsverwaltungen, die Künstlerinitiative East Side Gallery e.V. und das Bündnis East Side Gallery retten einzuladen.

Das Bezirksamt wird beauftragt, in einem ersten Schritt hierzu zeitnah ein öffentliches Hearing zu konzipieren, einzuberufen und durchzuführen. Neben den oben Genannten sollen hierzu Expert*innen, Künstler*innen und zivilgesellschaftliche Initiativen eingeladen werden. Des Weiteren auch die Macher*innen des Asisi-Mauerpanoramas, welche Interesse geäußert haben, das Mauerpanorama im Umfeld der East Side Gallery zu präsentieren.

Ziel diese Hearings soll neben der Bestandsaufnahme vor allem die Diskussion und Entwicklung erster Perspektiven und Ideen zu einem umfassenden Konzept für die East Side Gallery und das sie umgebende Areal sein.

Begründung:

Bis heute gibt es kein Gesamtkonzept zur Zukunft der East Side Gallery und des sie umgebenden Areals, dass über den bloßen Erhalt und die denkmalschutztechnische Konservierung der Mauer und der Bilder der East Side Gallery hinausgeht. Dabei reicht es nicht aus, wenn alle paar Jahre die Bilder der East Side Gallery von Kritzeleien befreit, gesäubert oder aufgefrischt werden. Denn es sind ja nicht die Bilder allein, die die Faszination ausmachen, die die East Side Gallery auf Besucher*innen aus der ganzen Welt ausübt. Und auch nicht die Tatsache, dass es sich hier um das längste geschlossen erhaltene Stück der Mauer handelt, die einstmals Berlin in Ost und West trennte.

Es ist dieser besondere Ort direkt an der Spree, die Weite des Blicks, der „geteilte Himmel“
darüber, dieses ganze Areal um die East Side Gallery, welches mitgedacht werden muß,
wenn man die Wirkung oder Faszination verstehen will, die die East Side Gallery auf die vielen Besucher*innen ausübt und sie hierher pilgern lässt. Wenn die Mauergedenkstätte an der Bernauer Straße an die Teilung Berlins erinnert, an die Opfer, die diese forderte, so ist die East Side Gallery ein Denkmal für die Sehnsucht der Menschen nach Freiheit, für die Möglichkeit der friedlichen Überwindung von Grenzen und Mauern. Ein Symbol der Hoffnung in einer Zeit, wo zu den eh schon existierenden Grenzen überall in der Welt neue Grenzzäune und Mauern errichtet oder bestehende immer unüberwindbarer gemacht werden. Und damit dieses Stück Mauer das Zeugnis eines einmaligen historischen Ereignisses, welches es verdient weiter und immer wieder neu erzählt zu werden.

War es bislang der Bezirk – und hier insbesondere das Straßen- und Grünflächenamt sowie der Fachbereich Kultur und Geschichte -, die mit der Sorge für dieses Denkmal weitgehend allein gelassen wurden, scheint es nunmehr ein weitergehendes Bewusstsein für die Bedeutung dieses besonderen Ortes, dieses einmaligen Denkmals, zu geben.

Mit der neuen Regierungskoalition auf Landesebene, die sich in ihrem Koalitionsvertrag ausdrücklich zum durchgehenden Erhalt der Mauerreste und der Pflege der Kunstwerke dort verpflichtet, bekennt sich das Land erstmals ausdrücklich zu seiner (Mit)Verantwortung für dieses Denkmal.

Seit vielen Jahren setzen sich Initiativen wie das Bündnis East Side Gallery retten und die Künstlerinitiative East Side Gallery e.V dafür ein, dass die East Side Gallery nicht nur erhalten sondern als lebendiges Denkmal anerkannt und ein aktives Gedenken gepflegt wird. Es gibt die Initiative, die East Side Gallery auf die Liste des UNESCO Weltkulturerbes zu setzen. Es gibt Gespräche mit der Stiftung Berliner Mauer mit dem Ziel, die East Side Gallery unter das Dach der Stiftung zu bringen. Das Asisi-Mauerpanorama bewirbt sich darum, seine Inszenierung des Maueralltags dort zu präsentieren.
Grund und Anlass genug, all diese Akteur*innen an einen Tisch zu bringen und zu versuchen, gemeinsam ein Konzept für die Zukunft der East Side Gallery zu entwerfen.

Friedrichshain-Kreuzberg, den 06.06.2017
Bündnis 90/Die Grünen
Antragsteller*innen: Werner Heck, Regine Sommer-Wetter, Sebastian Forck

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