Im Frauenmonat März blicken wir Grüne immer besonders kritisch auf die Gleichstellung von Frauen und leider gilt auch im Jahr 2019: Wer als Frau in unserer Gesellschaft lebt, hat es schwerer.

Frauen tragen immer noch den größten Teil der Verantwortung für Familie und Haushalt, oft zusätzlich zu ihrer Lohnarbeit. Teilzeitarbeit unter prekären Bedingungen, schlechtere Karrierechancen und ungerechte Entlohnung setzen sie einem hohen Armutsrisiko aus. Sie sind häufiger Gewalt ausgesetzt und das Recht, über ihre Körper frei bestimmen zu können, wird durch die Paragraphen 218 und 219a nach wie vor massiv eingeschränkt. Trotz 100 Jahren Frauenwahlrecht ist es um ihre Repräsentation schlecht bestellt, weil der Frauenanteil in deutschen Parlamenten weit unter ihrem Anteil in der Bevölkerung liegt.

Der internationale Frauentag wurde einst ausgerufen, weil Frauen all das nicht länger hinnehmen wollten. Sie erkoren ihn zum Kampftag für ihre Emanzipation. Bis heute begehen viele Feminist*innen den 8. März als Frauenkampftag und einige sind besorgt, dass er durch den Feiertagsstatus seine ursprüngliche Bedeutung verlieren könnte. Sie finden, dass Frauen noch wenig Grund zum Feiern, aber viel Grund zum Kämpfen haben. Das stimmt! Aber mit ihren Feiertagen markiert eine Gesellschaft nicht einfach nur die Tage, an denen sie am liebsten feiert, sondern die Tage, die für sie von besonderer Bedeutung sind. Deshalb ist es gut, dass wir eine Mehrheit für den 8. März gefunden haben. Aber auch als Feiertag müssen wir ihn in seiner ganzen Bedeutung annehmen und weiterhin radikal und kämpferisch begehen.

Gegen patriarchale Strukturen

Aus der Frauenbewegung entstanden, kämpfen wir Grüne seit 40 Jahren gegen patriarchale Strukturen. Emanzipation gehört zu den Grundwerten, die wir von den 68ern geerbt haben. Wir werden nicht nur mehrheitlich von Frauen gewählt, sondern auch unsere Führungsspitze ist in großen Teilen weiblich. Wir Grüne sind die Partei der Frauen.

Deshalb haben auch viele Bündnisgrüne von Anfang an für den 8. März als zusätzlichen Feiertag geworben und unser letzter Parteitag hat sich mit überragender Mehrheit für ihn ausgesprochen. Der Titel des Antrags lautete: „Ein feministischer Feiertag für Berlin – Der 8. März bleibt Frauenkampftag“. Denn auch uns geht es am 8. März nicht um Blumen und Pralinen. Wir wollen keinen zweiten Muttertag, an dem Frauen für platte Stereotype gefeiert werden. Wir wollen für ihre Rechte kämpfen. An diesem, genauso wie an jedem anderen Tag.

Wir wollen Berlin endlich zur Stadt der Frauen machen. Deshalb hat unsere Abgeordnetenhausfraktion dieses Jahr die ersten Grünen Frauenkampfwochen ausgerufen, mit denen wir im Februar und März den Fokus unserer Arbeit noch stärker auf die Frauenpolitik legen als sonst.

Denn obwohl Frauen in den letzten 100 Jahren viel erkämpft haben, bleibt noch genug zu tun und solange das so ist, gehen wir am 8. März auf die Straße!

 

Antje Kapek, Fraktionsvorsitzende, Abgeordnetenhaus Berlin für den Stachel März 2019