Pascal Striebel, Foto: Kilian Vitt

In Friedrichshain-Kreuzberg wollen wir Politik nicht „von oben herab“ machen, sondern freuen uns über eine lebhafte Initiativenlandschaft, die sich mit vielfältigen Ideen und umfangreicher Expertise einbringt. Eine dieser Ideen sind „Kiezblocks“ – ein Konzept zur Verkehrsberuhigung.

Mit einem System aus Durchfahrtsverboten und Einbahnstraßen, aber auch mit technischen Mitteln wie Bodenschwellen und Pollern werden Wohnstraßen vom Durchgangsverkehr befreit. Die Kieze werden nicht gesperrt, sondern geöffnet – für alle Menschen, die sich ohne einen schützenden Panzer aus Blech in der Stadt bewegen wollen. Rettungsdienste, Lieferverkehr und Müllabfuhr kommen selbstverständlich weiter überall hin.

Parks und Plätze statt nur Parkplätze

Der öffentliche Raum gewinnt an Aufenthaltsqualität und wird wieder zum Begegnungsraum. Kinder können auf der Straße spielen. Kultur findet statt. Und Parkplätze werden zu begrünten Freiräumen, sogenannten Pocket-Parks.

Es passiert viel: So ist der Lausitzer Platz nun eine Fußgängerzone und in der Krautstraße wachsen zwei Spielplätze zum ersten barrierefreien Spielplatz im Bezirk zusammen. Rund um die Bergmannstraße entsteht der Kiez der Zukunft und mein Kiez wird  zum SamariterSuperKiez, wo sich viele Initiativen vernetzen, gemeinsam planen und vielfältige Ideen umsetzen – von Autoverkehr reduzieren bis zu Zero Waste.

Dabei ist nicht jede Lösung von Anfang an perfekt. Dann beschweren sich Menschen zu Recht darüber, dass es bei ihnen lauter wird oder Autos Einbahnstraßen ignorieren und sogar über den Gehweg ausweichen. Dann muss (und wird auch!) nachgesteuert werden.

Nicht Verkehrsberuhigung ist das Problem, sondern zu viel Verkehr

Natürlich reicht es nicht, wenn nur Nebenstraßen ruhiger werden. Auch Hauptstraßen sind zu stark frequentiert. Weil Mieten dort noch eher erschwinglich sind, wohnen an diesen Straßen vor allem Menschen mit weniger Geld. Diese „Ersparnis“ bezahlen sie mit Lärm und Dreck. Und das, obwohl sie selbst oft gar kein Auto haben. Es muss sich also grundlegend was ändern.

Mit einer neuen Bundesregierung muss endlich auch auf den Hauptstraßen konsequent Tempo 30 möglich werden. Auf Landes- und Bezirksebene müssen wir überall noch mehr – und schneller – sichere Radwege schaffen, Barrieren abbauen, das Tram-Netz erweitern und den Fuhrpark an Bussen und Bahnen weiter aufstocken. So können wir den kostbaren öffentlichen Raum besser und gerechter verteilen. Davon profitieren alle. Denn mit guten und sicheren Wegen für Fuß- und Radverkehr und einem leistungsstarken und bezahlbaren ÖPNV bleibt auch mehr Platz für die Menschen, die tatsächlich noch ein Auto brauchen.

Das Berlin der Zukunft wird mit viel weniger Autos eine sehr viel lebenswertere Stadt sein. Und wir alle können uns schon darauf freuen.

Pascal Striebel ist Bezirksverordneter und kandidiert auf Platz 10 unserer BVV-Liste

Dieser Artikel erschien zuerst im Stachel, der bündnisgrünen Parteizeitung in Xhain.