Britta Kallmann, Foto: Kilian Vitt

Angenommen der 26. September zeigt, dass die Bevölkerung die Klimakrise als dringlichstes Problem einstuft. Dann schlägt die Stunde der Xhainer CO2-Reduktionsuhr.

So stelle ich sie mir vor: Ein sichtbarer Zähler an Rathaus und Bürgerämtern, transparent, auffordernd, mitreißend und mit dem Sinn und Zweck zu zeigen, dass wir es schaffen, CO2 einzusparen. Klimaschutz ist ein gemeinsames Anliegen und so sollte es ein gemeinsames Projekt für Verwaltung, Gewerbe und Einwohner*innen werden. Unbedingt dazu eine App, für alle einsehbar und für alle zur Beteiligung nutzbar.

Es würde sogar Spaß machen, zu überlegen, wie die Uhr mit CO2 Reduktionen gefüttert werden kann. Ideen sind ansteckend, wie die Initiativen für Kiezblocks und Verkehrsberuhigung gerade zeigen. Auch Einzelmaßnahmen hätten Platz: der Mensch, der vom Auto auf Öffis oder Rad umsteigt … der Imbiss, der To-Go nur noch mit Mehrweg verpackt … die Hausgemeinschaft, die neue Fenster durchsetzt … das Geschäft, das nur noch mit Lastenrad liefern lässt … etc. Natürlich bewältigen wir nicht als Individuen die Klimakrise. Aber Bewusstsein schafft Einverständnis mit dem kommenden wirtschaftlichen Umbau.

Wie viel CO2 spart Xhain durch eine bestimmte Maßnahme ein? Wir wollen verstehen, damit wir Änderungen akzeptieren. Wir wollen uns beteiligen. Die Klimawende können wir nicht einfach Expert*innen überlassen. Wir schaffen es nur zusammen.

Für CO2 Reduktionen im großen Stil und entsprechend großen Minus-Sprüngen in der CO2-Reduktionsuhr sollte der Klimaschutzrat auf bezirklicher Ebene zusammen mit dem Klimaschutzteam des Bezirksamts beraten. Beide Gremien hat die BVV übrigens im Januar beschlossen. Hier meine Wünsche hinsichtlich des Ergebnisses einer solchen Beratung: z. B. dass bei Neubau und Sanierung von Rathaus, Bürgeramt und anderen bezirklichen Verwaltungsgebäuden die öffentliche Hand nicht nur Vorreiter hinsichtlich der Nachhaltigkeit des eigenen Gebäudes wird. Wir sollten es gleich als energetisches Zentrum planen und die umliegenden Gebäude über Nahwärmenetze mitversorgen.

Von Europa für unseren Bezirk lernen

Für die Kombination verschiedener erneuerbarer Energien gäbe es Pilotprojekte. Prüfen wir – wie in London – die Abwärme der U-Bahn zu nutzen. Prüfen wir – wie in Wien – ein ganzes Viertel mit Oberflächen-Geothermie über Straßen und Parkplätze zu versorgen. Überhaupt tut sich viel in anderen europäischen Städten, wovon wir uns in Xhain inspirieren lassen könnten. Warum nicht als Pilotprojekt alle Gebäude einer Straße mit Fassadenbegrünung dämmen und erfahrbar machen, dass die Temperatur zwei bis drei Grad kühler ist als in der Nebenstraße und dazu noch CO2 gebunden wird? Das würde die Uhr füttern!

Für Pilotprojekte gibt es Fördermittel. Es gibt das Berliner Programm für Nachhaltige Entwicklung (BENE), es gibt die BEK Fördermittel, die kaum abgerufen werden, es gibt Fördergelder des Bundes und der EU. Wenn ich mir hier neben der CO2-Reduktionsuhr noch etwas wünschen darf, dann ist es eine Stelle für Fördermittelanträge im Bezirksamt. Geld für Pilotprojekte im Bereich Klimaschutz und Klimafolgenanpassung sollte dafür sorgen, dass Klimaschutz nicht auf Kosten von bezahlbaren Mieten betrieben wird.

Xhain – der Bezirk, der schon so viel für den Rad- und Fußverkehr erreicht hat, um die 25 % der Emissionen im Verkehr zu senken, und der mit so viel Mut und Engagement gegen den Ausverkauf der Stadt vorgeht – wird Klimaschutz und bezahlbaren Wohnraum zusammenbringen und seinem progressiven Ruf gerecht sein.


Britta Kallmann kandidiert auf Platz 6 unserer BVV-Kandidat*innenliste

Dieser Artikel erschien zuerst im Stachel, der bündnisgrünen Parteizeitung in Xhain.