Olja Koterewa, Foto: Kilian Vitt

Im vergangenen Jahr haben die Umstände der Pandemie es nötig gemacht, neue Räume für Anwohner*innen zu denken: Räume zum Spielen, für Freundschaften, Tauschbasare und Nachbarschaftstreffen.

Unser Xhainer Bezirksamt hat sich – gemeinsam mit dem Bündnis Temporäre Spielstraßen – auf den Weg gemacht, pragmatische Lösungen für die Umwidmung von Straßenland zu Nachbarschaftszonen zu finden. Seitdem konnten sich immer mehr Temporäre Spielstraßen in den Kiezen etablieren. Diese laden in den Sommermonaten regelmäßig zum Spielen ein und beleben damit aktiv die Nachbarschaft. Denn hier wird nicht nur gespielt – hier treffen sich auch Anwohner*innen zu Kaffee und Gesprächen, Bäume werden gegossen und Kinderparlamente abgehalten. Dies stellt einen immensen Beitrag zur Vernetzung und sozialen Aufwertung unserer Kieze dar. Diese Arbeit wird koordiniert von unserem Bezirksamt und den dort dafür verantwortlichen Mitarbeiter*innen. Sie wird getragen von nachbarschaftlichem Engagement und vielen ehrenamtliche Unterstützer*innen, die aktiv Verantwortung für ihr direktes Lebensumfeld übernehmen.

Mehr Angebote des Bezirks auf die Spielstraßen bringen

Die Tatsache, dass eine große Anzahl der temporären Spielstraßen in diesem Jahr wieder eröffnet wurde, stellt einen Erfolg der gemeinsamen Arbeit von Bezirksamt, Verwaltung und Zivilgesellschaft dar. Doch was wäre, wenn wir die Spielstraßen noch weiterdenken und ausbauen? Wenn wir aktiv Hort- und Kitagruppen einladen, die Spielstraßen zu nutzen. Damit wäre ein nächster Schritt der sozialräumlichen Öffnung getan. Ein Schritt, der es Kindern ermöglicht, ihr näheres Lebensumfeld und dessen Angebote in einem geschützten Rahmen kennen zu lernen und zu erkunden. Und ein Schritt, der neue Begegnungszonen für Eltern, Institutionen und Nachbarschaft gestaltet. Räume, die zu Vernetzung einladen – wenn Eltern ihre Kinder nicht mehr nur aus den Einrichtungen abholen, sondern sich dabei aktiv in das Geschehen auf der Straße einbringen und Möglichkeiten für Austausch und Kennenlernen finden.

Wir könnten Träger der freien Jugendhilfe dazu einladen, mit ihren Angeboten auf die Spielstraßen zu kommen. Damit wären die Angebote auch den Kindern zugänglich, die es nicht schaffen – oder sich nicht trauen – Kinderfreizeiteinrichtungen oder Schülerclubs aufzusuchen. Wir könnten Honorarverträge mit Kleinkünstlern schließen und Straßenmusik und -theater auf die Spielstraßen bringen. Ansässige Künstler*innen könnten die Möglichkeit bekommen, ihre Werke in mobilen Ausstellungen auf den Spielstraßen zu präsentieren. Damit wäre ein niedrigschwelliger Zugang zu Kultur für ALLE Kinder und Anwohner*innen unseres Bezirkes gewährleistet und weitere Vernetzungsprozesse und Unterstützungsmaßnahmen für Künstler ins Leben gerufen.

Diese Ideen lassen sich immer weiterdenken: das Bibo-Bike, das zu festen Terminen Straßen anfährt und damit Lese-Anreize auch zu den Kindern bringt, denen das Aufsuchen der Bibliotheken nicht möglich ist. Oder Mitarbeiter*innen von Jugendverkehrsschulen, die mit kleinen Parcours auf den Spielstraßen unverbindlich und spielerisch Regeln des Straßenverkehrs vermitteln. Spielstraßen, als Orte der Begegnung und des sozialen Lernens können eine wichtige Stellschraube des sozial-ökologische Transformationsprozesses unseres Bezirks und – in seiner Vorreiterrolle – unserer gesamten Stadt darstellen. Dafür müssen Akteure gestärkt, vernetzt und ehrenamtliche Helfer*innen strukturell unterstützt werden. Der Prozess wurde in Gang gebracht – lasst ihn uns weiterführen!

 

Olja Koterewa kandidiert auf Platz 21 unserer BVV-Kandidat*innenliste

Dieser Artikel erschien zuerst im Stachel, der bündnisgrünen Parteizeitung in Xhain.