Schulreform / Senat verhindert geplanten Aufbau einer Sekundarschule mit gymnasialer Oberstufe im Kreuzberger Wrangelkiez / weiterhin kein direkter Weg zum Abitur / Grüne Stadträtin Herrmann wollte Bildungslücke schließen

Der Senat hat den vom Bezirk beschlossenen Aufbau einer Sekundarschule mit gymnasialer Oberstufe im Kreuzberger Wrangelkiez gestoppt. Das hat die Senatsverwaltung für Bildung dem Bezirk in einem Gespräch in dieser Woche mitgeteilt. „Mit der neuen Sekundarschule wollten wir in diesem benachteiligten Gebiet erstmals allen Schülerinnen und Schüler einen direkten Weg zum Abitur ermöglichen“, sagt Schulstadträtin Monika Herrmann (Grüne). Schließlich sei das ein Kernanliegen der Berliner Schulreform gewesen.

Die Senatsverwaltung begründet ihre Ablehnung mit fragwürdigen Schülerzahlenprognosen für das Jahr 2018. Monika Herrmann: „Diese Zahlengrundlage ist so solide wie Treibsand. Schließlich haben viele Schulplatzprobleme in den Innenstadtbezirken damit zu tun, dass die Bezirke die Prognosezahlen der Senatsverwaltung als Planungsgrundlage nehmen mussten, die jedoch letztendlich weit unter den tatsächlichen Kinderzahlen lagen und liegen.“

Bisher gibt es im Wrangelkiez (und dem gesamten ehemaligen Kreuzberger Postzustellbezirk SO 36) keine reguläre Sekundarstufe II. „Die neue Sekundarschule mit gymnasialer Oberstufe könnte diese Bildungslücke schließen. Hier wird vom Senat knallhart gegen den Elternwillen und gegen die Grundsätze einer integrierten Stadtentwicklung entschieden!“, sagt Daniel Wesener, Sprecher der Grünen-Fraktion.

Die Senatsverwaltung will durch die Ablehnung der gymnasialen Oberstufe in Kreuzberg 36 die Eltern dazu zwingen, das Oberstufenzentrum (OSZ) Handel als Ersatzgymnasium zu wählen. Bisher gibt es aber in der gesamten Reformdebatte keine konzeptionell verbindliche Einbindung für die OSZ in Berlin. Monika Herrmann: „Um GymnasialpädagogInnen einzusparen, wurden die Sekundarschulen auf Schmalspur gefahren! Würde Zöllner sein eigenes Reformkonzept ernst nehmen, hätte jede Sekundarschule auch eine gymnasiale Oberstufe haben müssen. Da auf Sparflamme reformiert wurde, müssen jetzt die Oberstufenzentren herhalten. Vielleicht wäre es fachpolitisch sinnvoller gewesen, über die Weiterführung von OSZ nachzudenken und gleichzeitig die Sekundarschulreform konsequent umzusetzen.“

Das OSZ-Handel ist das größte in Deutschland und leistet hervorragende Arbeit. Jedoch wird es von den Eltern und Grundschulen, die eine gymnasiale Erweiterung in Kreuzberg 36 seit Jahren einfordern, nicht als Alternative akzeptiert – dies zeigen die Erfahrungen der letzten Jahre.

„Im Grundschulbereich sind bereits viele Erfolge zu verzeichnen, im Oberschulbereich wollte der Bezirk im Zuge der Reform die Weichen für mehr Bildungsgerechtigkeit stellen. Diese Chance hat die Senatsbildungsverwaltung für den Wrangelkiez zunichte gemacht“, sagt Herrmann.