Das RAW-Gelände an der Revaler Straße in Friedrichshain ist ein besonderer Ort – es ist wahrscheinlich die letzte Fläche in der Berliner Innenstadt, auf der mit wenig Geld und viel Kreativität tolle Projekte entstanden sind, die nach wie vor dort arbeiten.

Im letzten Jahrzehnt hat sich das ehemalige Bahngelände zu einem der sozio-kulturellen Zentren des Bezirks und der Stadt entwickelt, das weit über die Region hinaus bekannt ist. Viele Nutzer*innen haben sich dort ihre Existenz aufgebaut und bieten ein vielfältiges Kultur- und Freizeitangebot an. Menschen aus allen Gesellschaftsgruppen und aus vielen Ländern nehmen die zahlreichen Angebote wahr und nutzen die Möglichkeiten, die das Gelände eröffnet.

 

Über die zukünftige Entwicklung des RAW-Geländes wird seit Jahren diskutiert, doch die Zukunft des Geländes ist weiterhin ungeklärt. Der Streit der zwei Eigentümergruppen ist mittlerweile vor Gericht angekommen. Aufgrund der komplizierten Eigentumsstrukturen und der unsicheren Mietverhältnisse der Nutzer*innen, wurde in den letzten Jahren nur punktuell in die Gebäude und das Gelände investiert. Doch das Gelände hat mehr als seinen langsamen Verfall verdient.

 

Der Einwohner*innenantrag

 

Seit einiger Zeit setzt sich daher eine neue Initiative für den Erhalt des Geländes als sozio-kulturellen Ort mit seinen unterschiedlichen Kultur-, Sport- und Freizeitangeboten ein. Unlängst wurde ein Einwohner*innenantrag in die Bezirksverordnetenversammlung eingereicht, der in den nächsten Wochen diskutiert wird. Außerdem plant das Stadtteilbüro Friedrichshain eine öffentliche Veranstaltung, um die Entwicklungen breit zu diskutieren.

 

Die Grüne Idee

 

Auch unsere Fraktion im Bezirksparlament denkt schon länger darüber nach, wie es mit dem Gelände weiter gehen soll. Obwohl wir alle den Ort durchs Feiern, den Biergarten, vom Klettern und anderen Aktivitäten gut kennen, machten wir im vergangenen Herbst eine Tour über das Gelände, haben uns die verschiedenen Projekte angeschaut und mit den Nutzer*innen gesprochen. Danach war für uns noch viel klarer: Dieser Ort als selbstorganisiertes sozio-kulturelles Zentrum muss erhalten bleiben!

 

Daraus schlussfolgernd brachten wir im Februar einen Antrag ins Bezirksparlament ein, mit dem wir die dauerhafte Erhaltung als Kultur-, Freizeit- und Naherholungsstandort fordern. Dafür sollen im weiteren Bauplanungsverfahren unter anderem folgende Punkte beachtet werden:

 

  • Das Gelände soll so aufgeteilt werden, dass die Nutzung im Norden mit der Wohnbebauung an der Revaler Straße verträglich ist und im Süden zum Bahngelände Platz für lärmintensive Nutzungen bleibt.
  • Um Konflikte zu vermeiden, soll es auf dem Gelände keine Wohnnutzung geben.
  • Die Erschließungsstraße von Ost nach West und der Parkplatz sollen wieder begrünt und falls möglich als Grünfläche festgesetzt werden.
  • Soweit möglich sollen die Bestandsgebäude auf dem Gelände erhalten werden.
  • Die bestehenden Kultur-, Sport- und Freizeiteinrichtungen wie z.B. Kletterhalle, Skatehalle, Zirkus, Theater, Ateliers, Jugendangebote usw. sollen nach Möglichkeit an ihren aktuellen Standorten erhalten bleiben.

 

Die Umsetzung dieser Punkte wird kein leichtes Unterfangen. Zum einen gehört das Gelände privaten Investoren, die dort bisher immer (teure) Wohnungen bauen wollten. Zum anderen haben wir als Bezirk kaum Geld, um Teile des Geländes z.B. für eine Grünfläche zu kaufen. Aber wir wollen nichts unversucht lassen und hoffen, dass sich mit ausreichend Druck aus Politik und Öffentlichkeit das RAW-Gelände erhalten lässt. Unser Antrag wird voraussichtlich im Mai in den Ausschüssen des Bezirksparlaments diskutiert werden. Die SPD sieht unser Vorhaben bisher kritisch, da sie auf dem Gelände gerne Wohnungen bauen möchte. Wir werden alles daran setzen, sie in der Diskussion von unserer Position zu überzeugen.

 

Paula Riester, Fraktionssprecherin im Bezirksparlament