DS/2112/IV Antrag

Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:

Die Bezirksverordnetenversammlung begrüßt und unterstützt die Initiative, das vom 14.8.-20.9.2015 in Friedrichshain realisierte und zunächst nur als temporäre Kunstinstallation geplante Projekt „93 Straßenschilder – Polnische Straßen in Berlin“ zu verstetigen.

Das Bezirksamt wird beauftragt, die bereits bezüglich einer dauerhaften Installation vorliegenden Konzept-, Gestaltungs- und Umsetzungsideen auf ihre Umsetzbarkeit im öffentlichen Raum hin zu überprüfen und diese gegebenenfalls gemeinsam mit den Initiator*innen vom Bureau für Kulturangelegenheiten (Kollegen2,3/Antje Oklesund) so zu überarbeiten, dass eine dauerhafte Präsentation im öffentlichen Raum möglichst zeitnah verwirklicht werden kann.

Das Bezirksamt wird weiterhin beauftragt, diese dann gemeinsam mit den Initiator*innen für zunächst 20 Straßenschilder in Friedrichshain-Kreuzberg umzusetzen.

Begründung:

Neun Friedrichshainer Straßen wurden um die Jahrhundertwende nach damals deutschen Städten benannt. Die Orte liegen heute in Polen und tragen polnische Namen, wohingegen die Berliner Straßenschilder die alten deutschen Namen tragen. Mit denen heute fast niemand mehr etwas zu verbinden vermag. Denn wer denkt in der Grünberger Straße an eine Stadt namens Zielona Góra, eine Stadt im heutigen Polen, die vor 1945 einmal Grünberg hieß?

In neun Straßen war nun im Sommer 2015 (14.8.-20.9.) an Friedrichshainer Straßenschildern eine Kunstinstallation zu sehen. An diesen fast 93 Straßenschildern klebten Folien, die mit deutschen und polnischen Textfragmenten bedruckt waren – historischen Fakten, Ortsnamen, geographischen Koordinaten oder die Lautschrift, aber auch Fakten über das alltägliche Leben in den heute polnischen Orten. Am Boden lag eine Holzplatte in Form der polnischen Landkarte mit dem eingefrästen polnischen Ortsnamen.

Die Kunstaktion hat eine sehr breite und vor allem auch vielschichtige Resonanz hervorgerufen. Die meisten Menschen reagierten interessiert, neugierig und vor allem positiv. Abgesehen von der erstaunlichen Präsenz in den Medien wurden viele Menschen bei ihren täglichen Wegen auf das Projekt aufmerksam und realisierten wohl erstmals, welchen Ursprung der Name der Straße hatte, durch die sie da gerade gingen und nicht wenige wollten mehr wissen, über das Projekt, – aber auch über die namensgebende Stadt wo und wie sie heute ist, wie mensch dort lebt. Zudem gab es zahlreiche Reaktionen auf das Projekt in Polen.

Anknüpfend an die vielen positiven Reaktionen entstand die Idee, eine permanente Installation an den Straßenschildern anzubringen, die sowohl die deutsche Vergangenheit als auch die polnische Gegenwart dieser Orte aufdeckt. Dabei sollen auch die namensgebenden polnischen Orte in die Planung und Realisierung der Dauerinstallation miteinbezogen werden.

Mit dieser Idee sind nun die Initiator*innen dieses Projekts an den Ausschuss für Kultur und Bildung herangetreten und haben sowohl ihre Erfahrungen aus der temporären Kunstaktion als auch ihr Konzept für eine dauerhafte Installation dort in der Sitzung am 1.3.2016 dort vorgestellt und stießen damit auf großes Interesse und Zustimmung.

Diese dauerhafte Installationen wären geeignet, weitgehend ihrer ursprünglichen  (Be)deutung verlustig gegangene Straßennamen zu neuem Leben erwecken, Erinnerung und Gegenwart lebendig und erfahrbar im öffentlichen Raum machen. Und damit auch einen Beitrag zur deutschpolnischen Aussöhnung und Freundschaft leisten. Insbesondere anlässlich der 25jährigen Städtepartnerschaft zwischen Berlin und Warschau in diesem Jahr wäre dies ein schönes Zeichen, das unser Bezirk setzen könnte.

Friedrichshain-Kreuzberg, den 08.03.2016
Bündnis 90/Die Grünen: Werner Heck, Die Linke: Regine Sommer-Wetter

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