Mit gut 550.000 Besucher*innen im Jahr 2019 sind die Bibliotheken in Friedrichshain-Kreuzberg die meistbesuchten bezirklichen Kultureinrichtungen. Bibliotheken dienen längst nicht mehr nur dazu, die Menschen mit neuem Lesestoff  zu versorgen.

Sie sind ein öffentlicher Kultur- und Lernort, an dem Besucher*innen sich ohne Konsumzwang aufhalten können, an dem Schüler*innen zusammen ihre Hausaufgaben machen, an dem Menschen zusammenkommen, diskutieren, ihr Wissen austauschen.

Die Bibliothek als Aufenthaltsort war dieses Jahr vor besondere Herausforderungen gestellt. Zwischen Mitte März und Mitte Mai mussten die Bibliotheken in Friedrichshain-Kreuzberg zur Pandemieeindämmung komplett geschlossen bleiben, seitdem ist der Aufenthalt dort nur sehr eingeschränkt möglich, die meisten Veranstaltungen vor Ort können nicht stattfinden. Umso mehr freute ich mich über das digitale Angebot, welches binnen kurzer Zeit auf die Beine gestellt wurde, wie zum Beispiel Vorlesevideos.

Einzigartig: Das BiboBike 

Eine neue Attraktion der bezirklichen Bibliotheken ist seit diesem Jahr das BiboBike: Ein Bibliotheksfahrrad mit Anhänger, der sich im Handumdrehen in eine Leseinsel mit Medienregal und Hängematten verwandeln lässt. Ausgestattet mit einer bunten Mischung an Medien und Spielen ist das BiboBike freitags und samstags in den Grünflächen des Bezirks unterwegs, abwechselnd in Friedrichshain und in  Kreuzberg. Ausleihen könnt ihr die Dinge nicht, aber dafür auch ohne Ausweis vor Ort kostenfrei lesen,  spielen und verweilen. So bringen wir die Bibliothek zu euch in die Kieze, rundum nachhaltig per Fahrrad! Und zu besonderen Anlässen, wie zum Beispiel das Fledermausfest des Bezirksamts im Lokschuppen Anfang August, wird das BiboBike mit Medien zum Thema Stadtnatur, Fledermäusen und Batman-Comics bestückt. Wo es auch auftaucht, sind die Leute begeistert.

 

Bibobike (c) Clara Hermann

Nachhaltig: Die Bibliothek der Dinge

Ob Wikingerschach, Jonglierbälle oder Gitarre – all diese Dinge finden sich in der „Bibliothek der Dinge“. Gerade bei Dingen, die nicht so häufig benötigt werden oder die zunächst nur ausprobiert werden sollen, ist es ressourcensparend und nachhaltig, wenn nicht jede*r sie selbst kauft. Teilen statt besitzen – damit ist die „Bibliothek der Dinge“ ein wichtiger Baustein der bezirklichen Zero Waste-Strategie.

Die bisherige Bilanz 2020 kann sich sehen lassen: bis Anfang Oktober wurden 1370 Dinge 6282 Mal ausgeliehen. Und das, obwohl die Bibliotheken von Mitte März bis Mitte Mai geschlossen waren.

Zugänglich: Samstagsöffnung

Mit der Pablo-Neruda-Bibliothek an der Frankfurter Allee und der Wilhelm-Liebknecht-/Namik-Kemal-Bibliothek in der Adalbertstraße sind zwei Bibliotheken in Friedrichshain-Kreuzberg auch samstags geöffnet. Möglich wurde dies durch einen deutlichen Stellenzuwachs im Bibliotheksbereich. Mit der Samstagsöffnung werden die Bibliotheken ihrem Anspruch noch besser gerecht, als öffentlicher Ort für ihren jeweiligen Kiez zu dienen.

Für den Kiez: Der WerkRaum

Aktuell, Ende November 2020, ist der WerkRaum in der Pablo-Neruda Bibliothek leider nicht nutzbar, aber sonst ist er ein toller Ort für den Kiez, um sich zu treffen, zum Ausprobieren und Austauschen. In den offenen WerkRaum-Stunden sind alle Interessierten eingeladen, sich mit Virtual-Reality-Brillen vertraut zu machen oder erste Kontakte mit kleinen Robotern zu knüpfen. In der Veranstaltungsreihe „Kiez und Kuchen“, die normalerweise immer am ersten Samstag im Monat stattfindet, stellen sich Projekte aus der Nachbarschaft vor und laden zur Vernetzung ein. Bisherige Themenschwerpunkte waren zum Beispiel „Teilen“ mit Gästen von foodsharing oder „Kiezgeschichte“ mit dem Jugend[widerstands]museum. Nach Anmeldung können auch Gruppen aus dem Kiez den Raum nutzen. Weil Bibliotheken eben viel mehr sind als der Ort, an dem Bücher ausgeliehen werden.

 

Clara Herrmann, Kulturstadträtin für den Stachel Dezember 2020