Aktuelle Projekte und Perspektiven in Xhain: Bereits in den Stachelausgaben 7/21 und 9/21 habe ich über „Communalisierung“, die insbesondere mit der AKS, Wohnungsbaugesellschaften und Genossenschaften umgesetzt wird, und kooperativen Neubaustrategien berichtet, welche vom Projekt Lokalbau unterstützt wird. Hier nun aktuelle Projekte und Perspektiven.

Fünf bezirksamtsexterne und zwei interne Mitarbeiter*innen stellen das Rückgrat neuer kooperativer Ansätze der Stadtentwicklung in Friedrichshain-Kreuzberg dar. Sie arbeiten in der AKS (Arbeits- und Koordinierungstruktur für gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung) und und im Projekt Lokalbau, die ihre Arbeit 2019 aufgenommen haben und im Dialog mit der Zivilgesellschaft konzipiert wurden. Seit 2020 wurden im Rahmen der Umsetzung der bezirklichen Leitlinien für Bürgerbeteiligung weitere Bausteine entwickelt, damit interessierte und betroffene Personen und Organisationen gemeinsam an den Herausforderungen der kooperativen Stadtentwicklung arbeiten können. Die StadtWERKSTATT, eine Veranstaltungsreihe, und die Baustelle Gemeinwohl, eine interaktive Web-Plattform, bieten allen Beteiligten die Möglichkeit sich zu informieren und in Projekte und Debatten einzubringen. Beide Projekte wurden gemeinsam mit zahlreichen Initiativen ins Leben gerufen. Eine neue Strategie zur Beteiligung von zukünftigen Nutzer*innen und Interessengruppen wurde mit der Methode des Community Based Design eingeführt. Ebenfalls im Rahmen der Leitlinien Bürgerbeteiligung wurde die AKÖR aufgebaut, eine Anlauf- und Koordinierungsstelle für öffentliche Räume, die insbesondere mit dem Straßen- und Grünflächenamt zusammenarbeitet.

 

Anlaufstelle(n) für Bürger*innenbeteiligung

Doch damit die Menschen im Bezirk nicht nur an kooperativen Projekten und Prozessen teilhaben, sondern sich auch über alle laufenden Projekte der räumlichen Stadtentwicklung informieren und ggf. mehr Beteiligung einfordern können, wird noch in diesem Jahr eine Anlaufstelle für Bürgerbeteiligung geschaffen. Diese soll von zivilgesellschaftlichen Trägern umgesetzt werden. Nach Möglichkeit sollen sich bereits finanzierte Akteure hier zu einem Anlaufstellennetzwerk verbinden. Die Frage, wie Bürger*innenbeteiligung in Friedrichshain-Kreuzberg gestaltet werden soll, wird derzeit im Rahmen einer Bürgerschaftlichen Arbeitsgruppe diskutiert, die sich aus so genannten Zufallsbürger*innen zusammensetzt. Empfehlungen dieser AG sollen bis Sommer vorliegen.

Welche Baustellen die Kooperative Stadtentwicklung derzeit hat, veranschaulichen aktuelle Projekte. Auf der Plattform www.baustelle-gemeinwohl.de wird über diese und andere Projekte und Prozesse informiert, einschließlich anstehender Veranstaltungen.

 

Rettung der Zukunft am Ostkreuz

Ein von der AKS koordinierter Zukunftsrat bemüht sich seit Monaten, eine Mietvertragsverlängerung zu erwirken und einen Ersatzstandort für den wichtigen Kulturbetrieb im Laskerkiez in Friedrichshain zu finden. Die Chancen stehen jetzt gut, dass es klappt, denn ein Ausweichstandort im selben Kiez wurde gefunden.

 

Geflüchtetenwohnen im Neubau

An verschiedenen Standorten sollen Wohnungen für Geflüchtete entstehen, die ein gutes Ankommen und Bleiben ermöglichen. Das gelingt, wenn Kontakte und Mitbestimmung vor Ort ermöglicht werden. Genossenschaften aber auch Kulturinstitution sind eingeladen zu kooperieren.

 

Das YAAM in eine sichere Zukunft führen

Direkt am Stralauer Platz und der Spree gelegen steht das YAAM wie kaum ein anderer Kulturbetrieb für das Besondere an Berlins Freiraumkultur. Lokalbau moderiert einen Zukunftsrat und unterstützt die Betreiber und das Bezirksamt dabei, eine tragfähige immobilienwirtschaftliche Lösung für das Projekt zu finden. Denn die Halle ist baufällig und die Uferwand muss saniert werden.

 

Stralauer Platz neu denken

Südlich des Ostbahnhofs erstreckt sich eine unwirtliche Fläche, die einst ein Quartier war. In einer StadtWERKSTATT wurden 2021 gemeinsam mit Anrainern erste Ideen für eine Umgestaltung entwickelt. Eine Kooperation mit der TU-Berlin macht jetzt den Anfang für den Dialogprozess in den nächsten Jahren.

 

Kooperative Baulandmodell im Gewerbe

Wer Baurecht für Wohnen erhält, muss 30% der Wohnfläche bezahlbar anbieten. Doch warum ist das bei Gewerbe nicht der Fall? Dies soll sich ändern. Auf dem RAW sind mehrere Eigentümer daran Interessiert, ein kooperatives Baulandmodell für Gewerbe und Kultur umzusetzen. Ein Pilotprojekt für ganz Berlin.

 

Ein Holzhochhaus als vertikales Dorf

Am Hafenplatz in Kreuzberg soll Deutschlands höchstes Holzhochhaus entstehen. Dabei soll eine soziale Mischung im Wohnen über die vorgeschriebenen 30% Sozialwohnungen hinaus entstehen. Im Gewerbesockel sollen soziale Träger Raum finden. Das Projekt basiert auf einem kooperativen Prozess, bei dem sich zukünftige Nutzer an der Gründung einer Genossenschaft beteiligen können.

 

Das BSR-Areal neu entwickeln

Mitten im Entertainment-Distrikt rund um die Mercedes-Benz-Arena schlummert eine riesige komplett versiegelte Fläche im öffentlichen Eigentum, bzw. der landeseigenen BSR. Gemeinsam mit Lokalbau und der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Mitte ist das Bezirksamt bemüht, hier ein neues Quartier entstehen zu lassen mit neuen Grünflächen, integriertem Energiekonzept, sozialer und kultureller Mischung unter Beteiligung gemeinwohlorientierter Nutzer*innen.

 

Präventiver Erwerb ausbauen

In den letzten Jahren wurden zahlreiche Gebäude in gemeinwohlorientierte Eigentumsformen überführt. Nach dem vorläufigen Aus für das Vorkaufsrecht wird nun im Bezirksamt der Fokus auf den präventiven Erwerb gelegt. in Kooperation mit der AKS sollen Eigentümer*innen und Mieter*innen mit Genossenschaft und andern geeigneten Trägern zusammengebracht werden, damit ein Verkauf an spekulative Käufer gar nicht erst stattfindet.

 

Um diese und viele andere Projekte und Strategien noch besser umzusetzen, wird aktuell die Gründung eines Fachbereichs für kooperative Stadtentwicklung im Stadtentwicklungsamt vorbereitet.

 

Florian Schmidt, Bezirksstadtrat für Bauen, Planen, Kooperative Stadtentwicklung

 

Dieser Artikel erschien zuerst im Stachel, der bündnisgrünen Parteizeitung in Xhain.