DS/0925/III

Antrag

Die BVV möge beschließen:

Das Bezirksamt wird ersucht zu prüfen, an welchen Standorten in Friedrichshain-Kreuzberg ein Pilotprojekt „Shared Space“ umgesetzt werden kann.

Neben der verkehrlichen und städtebaulichen Prüfung soll auch die Finanzierung der notwendigen städtebaulichen Umbaumaßnahmen unter besonderer Berücksichtigung einer möglichen EU-Förderung (z. B. aus dem 7. Forschungsrahmen-Programm) geprüft werden.

Vorrang sollten dabei Gebiete haben, die in alleiniger bezirklicher Verantwortung liegen, so dass Bezirksamt und BVV gemeinsam dieses Projekt gestalten können. Der BVV ist bis zum Dezember 2008 zu berichten.

Begründung:

Der öffentliche Raum ist auch in unserem Bezirk weitgehend durch das Automobil dominiert. Ein Aufenthalt ist häufig gefährlich und wenig einladend. Das von Hans Monderman (NL) begründete Konzept „Shared Space“ hebt im Unterschied zu herkömmlichen Maßnahmen die Trennung der von den verschiedenen Verkehrsteilnehmern genutzten Räume auf. Dabei geht es nicht um ein Verdrängen der Autos, sondern um ein Einbinden des motorisierten Verkehrs in ein zivilisierteres städtisches Verkehrskonzept. Anstelle Ge- und Verboten, Ampeln und Schildern zu folgen, bewegen sich in einer „Shared Space Zone alle Nutzer selbstorganisiert im öffentlichen Raum, unterstützt durch – unter Nutzern und Anliegern sorgfältig abgestimmte – bauliche Maßnahmen. Kluge Änderung der Verkehrsführung und ausschließliche Beachtung der elementaren „Rechts-vor-Links“ Regelung schafft auf diese Weise einen Verkehrsraum, in dem nicht nur der Verkehr deutlich stetiger fließt, sondern schwere Verletzungen und Verkehrstote der Vergangenheit angehören. Shared Space wertet den öffentlichen Raum für alle NutzerInnen auf (Lärm!) und sorgt gleichzeitig für erheblich mehr Sicherheit aller beteiligten FußgängerInnen, RadfahrerInnen und AutofahrerInnen. Das Konzept richtet sich ausdrücklich an größere Plätze und Einkaufsstraßen. Sowohl in der niederländischen Provinz Fryslan als auch im Rahmen der seit 2004 laufenden sieben europäischen Pilotprojekte (eines davon in Bohmte, Niedersachsen) zeigt Shared Space äußerst positive Ergebnisse – nicht nur für VerkehrsteilnehmerInnen sondern auch für AnwohnerInnen (Lärm und Lebensqualität). Verkehrsunfälle gehen bis zu 60 % zurück, dabei entscheidend: Unfälle mit Schwerverletzen oder Toten ereignen sich nicht mehr. Das Land Brandenburg hat sich bereits im August 08 für drei Pilotzonen entschieden. Mit London hat bereits die erste europäische Metropole einen Shared Space-Ansatz auf der stark befahrenen Einkaufsstraße Kensington High Street mit Erfolg realisiert.

AntragstellerIn: Antje Kapek

Bündnis 90/Die Grünen

Friedrichshain-Kreuzberg, den 15.09.08