Die Bezirksverordnetenversammlung lädt die Bürger*innen von Friedrichshain-Kreuzberg ein zu entscheiden, wie Rio Reiser in und durch unseren Bezirk geehrt werden soll.
„Kein Platz für uns in den Wäldern / kein Platz für uns auf dem Feld / kein Platz für uns auf der Mondsichel / kein Platz bis ans Ende der Welt // Kein Platz für uns in den Bergen / kein Platz wohin der Schatten fällt / kein Platz für uns in keinem Land / kein Platz am Ende der Welt …“, singt Rio Reiser in seinem Lied „Bis ans Ende der Welt“ aus dem Jahr 1987.
Jetzt vielleicht ja doch ein Platz für Rio Reiser und das nicht am Ende der Welt, sondern mitten in Kreuzberg – am Heinrichplatz in SO36. Dafür hat sich jedenfalls eine Mehrheit der in einer vom Bezirksamt in Auftrag gegebenen Umfrage befragten Kreuzberger*innen entschieden. Und nun steht der zweite und entscheidende Teil der Bürger*innenbeteiligung zur Frage an, wie Rio Reiser in Kreuzberg geehrt werden soll. Bereits im September des letzten Jahres hatte die Bezirksverordnetenversammlung beschlossen, „Rio Reiser angemessen zu ehren und darüber hinaus an sein gemeinsames Wirken mit der Band Ton Steine Scherben in Kreuzberg zu erinnern und diese Erinnerung im Stadtraum sichtbar und damit erlebbar zu machen. Hierzu soll neben der Umbenennung eines Teils des Mariannenplatzes oder des Heinrichplatzes in Rio-Reiser-Platz auch die Möglichkeit eines Denkmals oder einer Gedenkinstallation in Betracht gezogen und diskutiert werden. Die verschiedenen Vorschläge und Alternativen sollen in einer öffentlichen Veranstaltung vorgestellt und diskutiert werden.“
Diese Veranstaltung wird nun am 7. November 2019 ab 19.00 Uhr im Aquarium in der Skalitzer Str. 6, direkt am Kotti in Kreuzberg SO 36, stattfinden. Vorbereitet und konzipiert wird die Veranstaltung von einer Arbeitsgruppe, in der neben Vertreter*innen der BVV, des Fachbereichs Kultur und Geschichte unter anderem auch der Bruder von Rio Gert C. Möbius und weitere Mitglieder der Familie Rios, Kai Sichtermann von Ton Steine Scherben, Vertreter*innen der Geschichtswerkstatt, die bereits seit vielen Jahren einmal im Jahr eine Bootstour zu Ehren Rio Reisers und Ton Steine Scherben Bootstouren veranstalten, vertreten sind.
Nach einem Intro über Rio Reiser und die Scherben von Gert C. Möbius und Kai Sichtermann werden die verschiedenen bislang zur Diskussion stehenden Alternativen zur Ehrung Rios in Kreuzberg durch Fürsprecher*innen vorgestellt. Dazu gehören die (Um)Benennung eines Teils des Mariannenplatzes oder des Heinrichplatzes in Rio-Reiser-Platz, die Errichtung einer Gedenkinstallation oder eines Denkmals sowie zwei weitere, neue Vorschläge von Bürger*innen – die Benennung des Uferwegs auf der Lohmühleninsel (wo Rio im Video Junimond singt) oder der Grünfläche am Bethanien. Und ebenso der Verzicht auf eine offizielle Ehrung durch den Bezirk als staatliche Institution, da dies weder zu Rio noch zu den Scherben passen würde. Zudem haben die Teilnehmer*innen der Veranstaltung dann die Möglichkeit, weitere Vorschläge einzubringen.
Alle Vorschläge können dann zunächst in einer offenen Diskussion diskutiert und gegeneinander abgewogen werden. Am Ende steht dann die Abstimmung über die verschiedenen Alternativen durch Vergabe von Punkten durch die Anwesenden*. Deren Entscheidung wird dann neben den Ergebnissen der schriftlichen Abstimmung aus der Umfrage die Grundlage für eine entsprechende Beschlussempfehlung des Ausschusses für Kultur und Bildung an die BVV sein und möglichst bald umgesetzt werden.
Sollte es keine Einsprüche von durch eine mögliche Umbenennung direkt betroffenen Anwohner*innen geben, könnte es gelingen, die Ehrung Rios schon im Herbst des nächsten Jahres – quasi als Geschenk zu seinem 70ten Geburtstag – im Rahmen einer Veranstaltungsreihe und eines Konzerts der Scherben zu 50 Jahren Ton Steine Scherben zu zelebrieren.
Werner Heck, Bezirksverordneter für den Stachel September 2019