DS/0515/IV
Antrag
Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:
Das Bezirksamt wird beauftragt, mit dem künstlerischen Ausstellungsbetrieb auf der spreeseitigen Hinterlandmauer an der Mühlenstraße (die sog. „West-Side Gallery“) zu beginnen. Als Grundlage hierfür soll das neugefasste „Wall-on-Wall“-Konzept dienen, wie es dem Ausschuss für Kultur und Bildung in seiner Novembersitzung 2012 präsentiert worden ist. Wünschenswerter Zeitraum für die Ausstellung wäre Spätfrühling/Frühsommer 2013.
Die Ausstellung soll als Auftakt für eine dauerhafte künstlerische Bespielung der „West-Side- Gallery“ dienen (vgl. hierzu DS/1366/III und VzK zur DS/1366/III). Die Ausstellung soll von Diskussionsveranstaltungen zum Thema begleitet werden.
Für die Realisierung der Ausstellung dürfen dem Bezirk keine Kosten entstehen. Über den aktuellen Realisierungsstand ist dem Ausschuss für Kultur und Bildung auf seinen Sitzungen zu berichten.
Begründung:
Mit dem Beschluss der Drucksache 1366/III durch die BVV am 16.12.2009 wurde das Bezirksamt beauftragt, „ein künstlerisches Gesamtkonzept für den Umgang mit der Fläche der spreezugewandten Seite der ehemaligen Hinterlandmauer (wasserzugewandten Seite der East-Side-Gallery) [d.i. die sog. „West-Side-Gallery“] an der Mühlenstraße vorzulegen, das den Charakter einer lebendigen Galerie mit wechselnden Ausstellungen trägt.“
In der Vorlage zur Kenntnisnahme des BA zur Drucksache 1366/III vom 05.08.2011 teilten der stellv. Bürgermeister Dr. Beckers und der damalige Kulturdezernent Dr. Stöß mit, dass man im Anschluss an intensive Gespräche zwischen BA und dem Leiter des Amts für Denkmalschutz, dem Leiter der ressortübergreifenden AG Gesamtkonzept Berliner Mauer sowie nach einer Begehung der Örtlichkeit mit dem Regierenden Bürgermeister und dem Staatssekretär für kulturelle Angelegenheiten im Sommer 2010 zu folgender Vereinbarung gelangt ist: Eine künstlerische Bespielung der „West-Side-Gallery“ ist möglich, wenn sie ohne materielle Eingriffe an der Mauer erfolgt, also die Mauersubstanz nicht in Mitleidenschaft gezogen wird, und die Ausstellungen inhaltlich dem besonderen Ort Rechnung tragen (vgl. VzK zur DS/1366/III).
Gegen eine künstlerische Bespielung der „West-Side-Gallery“, wie von der BVV beschlossen, bestehen demnach unter den genannten Bedingungen von maßgeblichen Seite her keine Einwände. Spiritus rector für eine solche Bespielung war 2008 der Fotograf Kai Wiedenhöfer mit seiner Idee, Bilder des israelischen Grenzzauns auf der spreeseitigen Hinterlandmauer an der Mühlenstraße aufzutragen. Diese Idee löste deutschlandweit und international eine hitzige Debatte aus. Von denkmalschützerischen Aspekten über Möglichkeiten einer missverständlichen Rezeption und die Gleichsetzung des diktatorischen DDR-Regimes mit dem israelischen Grenzregimes bis hin zum Antisemitismusvorwurf wurden Argumente gegen das Ausstellungskonzept vorgebracht. Die Ausstellung wurde schließlich nicht realisiert.
Zwischenzeitlich hat der Künstler ein erweitertes Konzept vorgelegt: Auf einer Länge von 350 Metern werden beidseitig des Aufgangs O2-Arena 35 Panoramen von insgesamt acht bedeutenden Grenzregimes plakatiert. Die Bilder auf normalem Plakatpapier werden mit Tapetenleim aufgebracht, so dass die Mauersubstanz nicht beschädigt wird. Eine Probeklebung konnte nach 14 Tagen rückstandslos wieder entfernt werden.
Die spreewärtige Seite der Hinterlandmauer, mit der berühmten East-Side-Gallery auf der Seite zur Mühlenstraße, bildet eine der exponiertesten, international spannendsten und darum auch begehrtesten freien Flächen für die Präsentation von Kunst im öffentlichen Raum in Europa. Die Ausstellung Wall-on-Wall soll als Auftakt für eine dauerhafte künstlerische Bespielung der „West- Side-Gallery“ dienen, so wie sie 2009 mit der Drucksache 1366/III von der BVV beschlossen und ihr mit der VzK vom 05.08.2011 des Bezirksamts für die Umsetzung vorgelegt worden ist.
Friedrichshain-Kreuzberg, den 10.12.2012
Bündnis 90/Die Grünen
Antragstellerin: Kristine Jaath