Karte der Stadtnatur weist Weg zu grünen Oasen in Xhain
Ende 2018 hat das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg in Zusammenarbeit mit dem NABU eine Karte veröffentlicht, die Orte der Stadtnatur im Bezirk lokalisiert. Viele dieser Orte sind inmitten der urbanen Hektik, Kleinode der Erholung für Tier und Mensch. Die Karte, gibt es als kostenlose Printversion, sowie online als freies PDF. Sie hilft dabei, sowohl bekannte als auch unbekannte grüne Ziele im Bezirk anzusteuern und kennen und schätzen zu lernen. Nicht nur am Wochenende bieten sich die kommenden sonnigen Tage daher an, auf den Spuren dieser Karte zu wandeln, um die verblüffende Vielfalt der Xhainer Stadtnatur zu erkunden.
Biene vom Lande und Biber auf Kratzbruch
So gibt es in Xhain beispielsweise den Biber, die Zwergfledermaus, den Grasfrosch und diverse Zufluchtsorte für Wildbienen, deren Populationen in den Innenstädten in den letzten Jahren stark angewachsen sind. Ein Grund dafür ist der Verlust der biologischen Vielfalt auf dem Land, der durch den extensiven Ausbau von Monokulturen durch die Agrarindustrie begünstigt wird. Der Biber findet seine Zuflucht hingegen am Wasser vor Stralau. Dort sind es insbesondere die beiden unter Schutz gestellten Eilande Liebesinsel und Kratzbruch, die den Nagern ein Zuhause geben. Auch seltene Pflanzen und Bäume finden ihre Nischen im Bezirk.
Xhain übernimmt Verantwortung als „Kommune für biologische Vielfalt“
Die Biodiversität zu bewahren, ist auch ein wichtiges Aufgabenfeld auf kommunaler Ebene.
Seit 2017 ist auch Friedrichshain-Kreuzberg Teil dieser Initiative und verpflichtet sich damit, dem Naturschutz und der Landschaftspflege einen hohen Wert in der kommunalen Verwaltung
zu geben. Seien es nun Landschaften, Gewässer, Gärten, Parkanlagen oder Gebäude, die auf dem Dach oder an der Fassade begrünt werden könn(t)en: Stadtgrün taugt nicht nur als Lebensort für Pflanzen und Tiere sondern kann ein effektiver Indikator zur Klimaregulierung sein.
Friedhöfe als Lebensspender
Friedhöfe sind in Xhain nicht in kommunaler Hand sondern werden durch die Kirchen verwaltet. Besonders sie sind es aber, die durch ihre Größe eine hohe Wichtigkeit in der Stadtnatur haben. Ihr Grünflächenanteil und ihr Gehölz sind es, die dem Stadtklima helfen bzw. Tieren wie dem Mäusebussard, der Waldohreule oder dem Habicht eine Heimat bieten. Sie bieten allerdings auch Potenzial für den Wohnungsbau. Unkenrufen zufolge, werden die Kirchen ihre Friedhöfe deshalb über kurz oder lang veräußern. Dann wird es besonders wichtig, diese Flächen behutsam zu entwickeln und nicht gleich zuzupflastern.
Unentdecktes Land und unbemerktes Potenzial
Ungenutzte Industriebrachen, wie sie in Teilen auf den Geländen der S-Bahn Berlin zu finden sind, haben ein hohes Potenzial als Rückzugsgebiet für Flora und Fauna. Dass dort vieles wild wachsen kann, trägt zum Natur-, Arten- und Klimaschutz bei. Aber auch, den Löwenzahn in einer Bodenspalte weiter wachsen zu lassen, anstatt ihn auszureißen, leistet einen Beitrag zur Verbesserung und zum Erhalt eines günstigen Mikroklimas. Es gibt kein Unkraut, es gibt nur Wildkräuter. Dass diese trotzdem manchmal beschnitten werden müssen, weil sie z.B. in den Verkehr hineinzuragen drohen, ist übrigens neben Ver- und Entsiegelungen eine viel zu wenig diskutierte Frage der Verkehrswende aus Sicht des Naturschutzes.
Die Karte der Stadtnatur gibt es kostenlos im Rathaus, in öffentlichen Bibliotheken, in Volkshochschulen, im Umweltamt, aber auch in der Geschäftsstelle der Grünen Friedrichshain-Kreuzberg.
Die Onlineversion ist unter folgendem Link abrufbar: https://www.berlin.de/ba-friedrichshain-kreuzberg/politik-und-verwaltung/aemter/umwelt-und-naturschutzamt/naturschutz/stadtnaturkarte-endversion-online.pdf
Philipp Evenburg für den Stachel Mai 2019