Support your local Dyke* – unter diesem Titel fand im Juli eine sehr gut besuchte Veranstaltung der beiden queerpolitischen Sprecher*innen der grünen Abgeordnetenhaus-Fraktion Anja Kofbinger und Sebastian Walter in Kreuzberg statt.
Der Anlass: Auch in der LSBTTIQ-Community sind Sichtbarkeit und öffentliche Wahrnehmung unterschiedlich verteilt. Noch viel zu oft ist von der „Schwulenparade“ die Rede, wenn‘s um den CSD geht. An vielen Stellen gibt es derzeit Auseinandersetzungen. Dabei nimmt mehr Sichtbarkeit für eine Gruppe keiner anderen etwas weg – im Gegenteil. Davon profitieren alle.
Baustellen und Initiativen
Die Verdrängung sozialer Projekte, das Verschwinden lesbischer* Kultur und ihrer Orte, die Auseinandersetzung von Schwulenberatung und der Lesbeninitiative RuT Rad und Tat um ein jeweils angestrebtes, dringend notwendiges Wohnprojekt in Schöneberg. Der Kampf um die Anerkennung auch lesbischer* Opfer des Nationalsozialismus und nicht zuletzt auch der Vorwurf, mit dem ersten Berliner Preis für Lesbische*Sichtbarkeit würde ein „Zielgruppenranking“ betrieben und die einzelnen Farben des Regenbogens gegeneinander ausgespielt – derzeit gibt es viele Baustellen, an denen um lesbische Sichtbarkeit(en) gerungen wird.
Auf Landesebene
Auf Initiative der Bündnisgrünen hat die rot-rot-Koalition vereinbart, dass sie „dafür sorgen wird, dass lesbische Projekte nicht im Hintergrund bleiben und lesbische Sichtbarkeit erhöhen wird“. In der Folge wurde von Dirk Behrendt, Senator für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung zum ersten Mal der Preis für Lesbische* Sichtbarkeit verliehen, der fortan alle zwei Jahre verliehen wird. Dieser soll Debatten anregen, den Austausch und das Miteinander fördern und staatliche und zivilgesellschaftliche Akteur*innen zusammenbringen, um so die Sichtbarkeit von Lesben* und lesbischem* Leben fördern und anerkennen. Mit dem Preisgeld von 3.000 Euro wurden in diesem Jahr drei ganz unterschiedliche Frauen ausgezeichnet, die sich auf ihre Weise um die lesbische Sichtbarkeit verdient gemacht haben: Die Pädagogin und erste Gleichstellungsbeauftragte im Referat für Gleichgeschlechtliche Lebensweisen Dr. Ilse Kokula, die DJ, Produzentin und Autorin İpek İpekçioğlu (DJ Ipek) und die Sängerin und Kabarettistin Sigrid Grajek.
Im Bezirk
Auch der Bezirk sorgt für mehr lesbische* Sichtbarkeit. So hat die BVV in der letzten Legislaturperiode beschlossen, eine Straße dezidiert nach einer LSBTTIQ-Person zu benennen. Derzeit arbeiten wir als Grüne Fraktion daran, dass es nicht bei einer bleibt. In Friedrichshain wird eine Straße an die „kämpferische Humanistin“ Freia Eisner (1907-1989) erinnern, in Kreuzberg soll unweit des Rathauses ein Platz nach der Anwältin und ersten offen lesbischen Politikerin Anne Klein (1950-2011) benannt werden. Mit einer noch auszuwählende Straße oder einem Platz soll die Schriftstellerin und Aktivistin („black lesbian feminist mother poet warrior“) Audre Lorde (1934-1992) gewürdigt werden.
Letzte Woche haben Lesbische, bisexuelle und queere Frauen ihre Sichtbarkeit übrigens beim 6. Dyke* March, der auch dieses Jahr wieder durch den Bezirk verlief demonstriert. Laut, sichtbar, bunt und vielfältig demonstrierten mehrere Tausend Frauen* für mehr lesbische Sichtbarkeit und Lebensfreude.
Pascal Striebel, Annika Gerold, Bezirksverordnete für den Stachel August 2018