DS/1271/III
Antrag
Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:
Mit der Umbenennung des Gröbenufer in May-Ayim-Ufer soll ein Ort geschaffen werden, an dem deutsche Kolonialgeschichte und ihre Auswirkungen, die bis in die heutige Zeit hineinragen, thematisiert und reflektiert werden. Dazu soll erstens mittels einer dauerhalt installierten Informationstafel in unmittelbarer Nähe von einem der Straßenschilder darüber aufgeklärt werden, warum die Uferstraße Ende des 19. Jahrhunderts von Wilhelm II. nach Otto von der Gröben benannt wurde sowie über die Gründe der aktuellen Umbenennung nach May Ayim.
Zweitens soll im Rahmen einer Ausstellung am Ufer (z.B. in einem der ehemaligen Kartenhäuschen), die der Geschichte des Ortes gewidmet ist, der kolonialgeschichtliche Bogen von Otto von der Gröben zu May Ayim gespannt werden. Das Bezirksamt wird gebeten, für die Informationstafel einen Textvorschlag zu erstellen, ein Konzept für die Ausstellung zu erarbeiten und dem Ausschuss für Kultur und Bildung bis spätestens zu seiner Sitzung im September 2009 vorzustellen. Die BVV empfiehlt dem Bezirksamt, hierzu einen Fachbeirat zu gründen und Initiativen und ExpertInnen, die sich mit postkolonialer Aufklärungs- und Erinnerungsarbeit beschäftigen, zu Rate zu ziehen.
Begründung:
Mit der Umbenennung des Gröbenufer in May-Ayim-Ufer sollen die kolonialgeschichtlichen Spuren im Stadtraum nicht getilgt, sondern im Gegenteil eine Auseinandersetzung mit deutscher Kolonialgeschichte und ihren Auswirkungen befördert werden. So ist eine Debatte längst überfällig, welche die Auswirkungen der kolonialen Ambitionen und Erfahrungen auf die Nations- und Idenditätsbildung sowie auf die Gedanken- und Gefühlswelt der deutschen Gesellschaft, die bis heute fortwirken, zum Gegenstand hat.
Damit Kolonialgeschichte ins öffentliche Bewußtsein gehoben wird ist es wichtig, den historischen Kontext der alten und neuen Straßenbenennung vor Ort in der Uferstraße zu dokumentieren und der Öffentlichkeit in Form einer Informationstafel und Ausstellung zugänglich zu machen.
Friedrichshain-Kreuzberg, den 19.05.09 B’90/Die Grünen Antragstellerin: Elvira Pichler