Pop Up-Radweg, Modalsperren, Kiezblocks – Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg ist bekannt dafür, dass Radfahrer*innen und Zufußgehende mehr und mehr Platz eingeräumt wird. Doch wie sieht es aus auf den Straßen Xhains? Wo kommt die Verkehrswende, also die Umstellung von „autogerechter“ zu einer Stadtplanung für alle Verkehrsteilnehmenden, voran? Was ist bereits passiert und wo hakt es noch?
Roter Teppich für Radfahrende: Fahrradstraße Weidenweg
Fahrradstraße Weidenweg
In einer zweistündigen Kiezfahrradtour führte Verkehrsstadträtin Annika Gerold am gestrigen 23. August 2022 interessierte Bürger*innen durch den Bezirk. Teilnehmende hatten auf der fast 9 Kilometer langen Tour die Möglichkeit Fragen zu stellen, Kritik oder Anregungen zu äußern. Startpunkt für die etwa 30-köpfige „Reisegruppe“ war das ehemalige Kino Kosmos in Friedrichshain. Nicht weit, an der Nordseite der Frankfurter Allee sei ebenso wie gerade in der Stralauer Allee die nächsten großen Umbauten mit breiteren Radwegen und mehr Platz für Fußgänger*innen geplant, verriet Annika Gerold zu Beginn der Tour. Vom Kosmos ging es über die Fahrradstraße Weidenweg zur Kreuzung Karl-Marx-Allee/Straße der Pariser Kommune. „Natürlich ist eine Fahrradstraße ohne bauliche Schutzvorrichtung wie Poller oder Modalfilter nicht optimal. Uns war es aber wichtiger, voranzukommen und neue Fahrradstraßen auszurufen. Daher gilt: erstmal umsetzen, dann nachbessern.“
Karl-Marx-Allee – Strausberger Platz
Schützt Radfahrende und Fußgänger*innen: Die umgebaute Kreuzung Karl-Marx-Allee/Straße der Pariser Kommune
Der Unfallschwerpunkt Karl-Marx-Allee/Straße der Pariser Kommune war auf Wunsch von Anwohner*innen im Mai „schnell mit einfachen Mittel“ gesichert worden: Plastikschwellen schützen den umgeleiteten Radweg. Die Entschärfungen gefährlicher Kreuzungen, wie hier auf der Karl-Marx-Allee, stehen in ganz Berlin auf der Prioritätenliste für die kommenden Jahre ganz oben, bestätigte Gerold. Das „nierderländische Vorbild“, also ein Kreuzungsdesign mit baulicher Trennung von Rad- und Autoverkehr sei dabei erste Wahl.
Breiter Radweg mit langem Ampelstopp: Strausberger Platz
Lichtenberger Straße – Oranienstraße – Kotti
Kaum erste Wahl schien einigen Teilnehmenden die Ampelführung für Radfahrende um den Straußberger Platz. Während der Autoverkehr zügig den Kreisel passiert, kommen Pedalen kaum über die Runde. Ein Manko, dass laut Gerold von der dafür zuständigen Senatsverwaltung bereits angegangen wird. Vom Strausberger Platz führte die Tour über die im Frühjahr 2022 umgebauten Lichtenberger Straße zum Kottbusser Platz. Besonders die stark befahrene und holprige Oranienstraße fiel Teilnehmenden auf, lädt kaum zum Radfahren ein. Handlungsbedarf der den Plänen des Bezirkses, einer autoreduzierten Oranienstraße, Rückenwind geben dürften.
„Wir müssen unsere Straßen so bauen, dass sich nicht nur die Mutigsten auf die Straße trauen“ – Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden in der Lichtenberger Straße.
Lichtenberger Straße
Kottbusser Damm
Dringenden Handlungsbedarf gab es auch auf dem Kottbusser Damm. Auf der Hauptstraße hatte der Bezirk daher den Popup-Radweg im April einen geschützten Radstreifen mit bis zu 2,50 Meter Breite sowie einem ein Meter breiten Sicherheitstrennstreifen verstetigt.
Radweg Kottbusser Damm
Glogauer Straße – Görlitzer Park – Falckensteinstraße
„Wie sieht mein Kiez in Zukunft aus?“ – Zeit für Fragen in der Falckensteinstraße
Über die Glogauer Straße, die als weitere Fahrradstraße geplant ist, ging es auf verbreitertem Radstreifen durch den Görlitzer Park zur Falckensteinstraße. Für eine klimafreudliche Umgestaltung des Areals „Falckensteinstraße“ sei vom Bund 1 Million Euro Fördermittel bereitgestellt worden, verriet Gerold beim Zwischenstopp. Hinzu kommen noch knapp 400 Tausend Euro bezirkliche Investitionesmittel. Besonders kühlende Elemente gegen Hitzesommer, wie Spielplätze mit Wasserelementen seien laut Förderrichtlinien angedacht. Ebenso stehen neue Parkraumbewirtschaftungszonen in der Krautstraße, dem Wrangelkiez und am Lausitzer Platz auf dem Plan.
Oberbaumbrücke
Endpunkt der Tour bildete als Wahrzeichen des Bezirkes die Oberbaumbrücke. Die auf der Fahrbahn angebrachten Betonschwellen zum Schutz des Radweges werden laut Gerold als am sichersten wahrgenommen. „Wir müssen unsere Stadt so bauen, dass sich nicht nur die Mutigen aufs Rad trauen.“
Gruppenbild mit Bodyguard: Die Betonschwelle im Vordergrund trennt zuverlässig Radstreifen und Fahrbahn.
Quellenangabe aller Bilder: Berthe Jentzsch / Grüne Xhain