Clara Herrmann, Foto: Kilian Vitt

Die großen Richtungsfragen werden vor Ort entschieden: Radweg oder Blechlawine? Pocket-Park oder Ballermann? Blumenwiese oder Betonwüste? Vielfältige Kiezkultur oder Kommerzmeile?

Ein Park direkt am Landwehrkanal entlang des Halleschen Ufers, Kieze ohne Durchgangsverkehr, Plätze mit Bäumen die Schattenspenden, Kinder die darunter spielen und mit Wasser plantschen, ein Konzert des Kiezchors, die Yogagruppe im Park oder der Literaturkreis im Parklet – Menschen, die das Draußen in den Kiezen mit Leben füllen: das ist das Xhain der Zukunft.

Der Klimanotstand ist längst da

Friedrichshain-Kreuzberg ist der am dichtesten besiedelte Bezirk Berlins. Bei uns leben sehr viele Menschen auf vergleichsweise wenig Raum. Gerade in der Pandemie spüren wir die Folgen dramatisch: unsere Parks sind voll, es ist eng und die Müllberge werden immer größer. Der Klimanotstand ist längst da: heiße Sommer, langanhaltende Dürreperioden, Starkregen und Stürme. Darunter leiden wir Menschen, die Tiere und unsere rund 42.000 Bäume.  Bei Starkregen kommt es zum Überlaufen der Mischwasserkanalisation und die Fische sterben elendig im Landwehrkanal und der Spree. Die klimafreundliche Stadt fängt das Regenwasser auf und nutzt es zum Gießen von Bäumen und Parks. Jeder Baum ist eine Klimaanlage und ein Mini-Biotop, wo der Parkplatz nur Asphaltwüste ist.

Verkehrspolitik an den Schwächsten ausrichten

In Xhain werden die Wege überwiegend zu Fuß, mit dem Rad oder dem ÖPNV zurückgelegt, aber der Großteil der Verkehrsfläche steht dem Auto zur Verfügung. Das ist unverhältnismäßig. Daher setzen wir auf Fußgänger*innen, Radverkehr und den ÖPNV. Die Verkehrspolitik muss sich an den Schwächsten ausrichten und das Ziel „Vision Zero“ (keine Verkehrstoten) verfolgen. Ich will, dass Kinder in Xhain sicher draußen spielen und zur Schule gehen können. Und dafür müssen der öffentliche Raum umverteilt, Kieze vom Durchgangsverkehr befreit, sichere Radwege gebaut und Parkplätze entsiegelt und zu Spielplätzen und Mini-Parks umgestaltet werden. Diesen Weg gehen Städte wie Kopenhagen, Barcelona, Amsterdam oder Paris. Wir brauchen grüne, nicht-kommerzielle öffentliche Freiräume und Parkanlagen für alle. Die vielen Initiativen zur Verkehrsberuhigung („Kiezblock“) im Bezirk vom Viktoriapark bis zum Ostkreuz zeigen, dass die Menschen das auch wollen.

Klimaschutz und Verkehrswende: eine Frage der sozialen Gerechtigkeit

Klimaschutz und Verkehrswende sind nicht nur ökologische Fragen, sondern zutiefst eine Frage der sozialen Gerechtigkeit. Wer es sich leisten kann wohnt mit Balkon in einer ruhigen Nebenstraße, fährt mit dem Auto ins Grüne, macht in einem klimatisierten Fitnessstudio Sport. Wer sich das nicht leisten kann, wohnt in einer kleinen Wohnung ohne Balkon an einer der Hauptverkehrsstraßen, leidet unter schlechter Luft, verbringt heiße Sommertage in der aufgeheizten Stadt und joggt um den Block. Der öffentliche Raum ist Gemeingut und muss für die Menschen da sein. Daher möchte ich unsere Kieze mit und für die Xhainer*innen klimafreundlich und grün umbauen. „Grüne Oase statt Betonwüste“ ist mein Leitbild. Zu dieser Vorstellung vom öffentlichen Gut  gehört, dass alle die Parks nutzen können, und dass sie nicht verdreckt sind. Xhain sagt dem Müll den Kampf an und der Müll sollte erst gar nicht entsteht. Ich wünsche mir einen konsequent plastikfreien Bezirk, mit Pfandbechern und wieder benutzbaren Beuteln und Verpackungen. Ja, dass klingt angesichts der Müllberge unvorstellbar. Aber wer, wenn nicht wir in Xhain, sollte hier vorangehen. Wir wissen wie es gehen kann, wie unser Bezirk grüner und lebenswerter werden kann. Das Draußen ist für alle da.


Clara Herrmann, Bezirksstadträtin für Finanzen, Umwelt, Kultur und Weiterbildung kandidiert auf Platz 1 unserer BVV-Liste


Dieser Artikel erschien zuerst im Stachel, der bündnisgrünen Parteizeitung in Xhain.